Friedrich Kalkbrenner
Sextett • Septett • Piano Fantasy
cpo 777 850-2
1 CD • 71min • 2012
28.10.2014
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Friedrich Kalkbrenner (1785-1849) war der vielleicht begnadetste Pianist seiner Zeit. In dem CD-Einführungstext bezeichnet ihn Wolfgang Sandberger als einen Gralshüter der großen Virtuosenkunst. Doch war der in Paris, Wien und London tätige und als überaus eitel geltende Kalkbrenner nicht nur ein Bewahrer. Der mit Haydn und Beethoven bekannte Pianist, Komponist, mit fragwürdigen Mitteln arbeitende Pädagoge und nicht zuletzt der Klavierindustrielle Kalkbrenner (er beteiligte sich an der Pariser Klavierfabrik Pleyel) kann durchaus auch als Wegbereiter des romantischen Virtuosentums gesehen werden. Nicht nur in seinem Klavierwerk, etwa in der Klavierfantasie über das schottische Lied „We’re A‘ Noddin“ op.60, ist ein bis ins Detail kalkulierter Einsatz brillanter Virtuosität das hervorstechendste Merkmal. Gleiches muss man dem Sextett G-Dur für Klavier, zwei Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass op.58 und dem Septett A-Dur für Klavier, Oboe, Klarinette, Forn, Fagott, Violoncello und Kontrabass op.132 bescheinigen – beides Werke, die „trotz der Viersätzigkeit an ein Klavierkonzert im kammermusikalischen Gewande erinnern“ (Wolfgang Sandberger), in denen das Klavier also die klar dominierende Rolle einnimmt.
Sehr artifiziell, vielleicht aber zu minutiös durchgearbeitet kommt das charmante Sextett daher. Sein wohlgeordnetes musikalisches Geschehen zieht ohne Höhepunkte und ohne wirklich Unvorhergesehenes vorüber; nicht einmal die robusten Einschübe im liedhaften Cantabile sorgen für eine nennenswerte Überraschung. Ganz anders das atmosphärisch dichte und schon aufgrund seiner Besetzung an Klangfarben und Klangkombinationen reiche Septett. Hier präsentiert sich Kalkbrenner als ein Meister der Registerwechsel und beweist große gestalterische Fähigkeiten. Dazu lassen unvorhersehbare melodische und harmonische Wendungen immer wieder aufhorchen. Im Vergleich zum deutlich früher entstandenen Sextett gibt sich das Septett tatsächlich emotional aufgeladen, besonders das Andante und das zwischen furioser Attacke und melancholischen Momenten pendelnde Scherzo.
Die hier eingespielten Werke klassisch-romantischer Prägung bewegen sich zwischen gepflegter Unterhaltung und großer Geste, lassen allerdings eine persönliche, um nicht zu sagen eine unverwechselbare Note vermissen. Und trotzdem lohnt sich diese CD – Dank des einfach großartig musizierenden Linos Ensemble. Als erstes sei die Pianistin Konstanze Eickhorst genannt. Fingerspitzengefühl und gedanklicher Tiefgang zeichnen ihre Lesart nicht nur der Klavierfantasie aus. Poetisches und Bravouröses hält sie in der Waage, agiert zupackend wie geschmeidig, nie aber oberflächlich. Und das gesamte Ensemble? Mit geradezu musikantischer und vor Vitalität nur so sprühender Spielfreude zieht es unweigerlich in seinen Bann. Ob forsch attackierend oder poetisch versunken: In jeder Sekunde ihres Spiels sind die Linos-Mitglieder jeweils ganz bei sich und doch ganz beieinander.
Christof Jetzschke [28.10.2014]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Frédéric Kalkbrenner | ||
1 | Sextett G-Dur op. 58 | 00:31:52 |
5 | Fantasie für das Piano über die schottische Weise We're a'noddin' op. 60 | 00:11:20 |
6 | Septett A-Dur op. 132 | 00:26:52 |
Interpreten der Einspielung
- Linos Ensemble (Ensemble)
- Konstanze Eickhorst (Klavier)