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Besprechung CD/SACD stereo/surround

BIS 2060

1 CD/SACD stereo/surround • 81min • 2010, 2013

07.01.2014

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Zumindest auf dem Tonträgermarkt hat das Britten-Jahr auch außerhalb Großbritanniens durchaus seine Spuren hinterlassen. Die vorliegende SACD mit der in Schweden beheimateten Camerata Nordica kann sogar mit einer veritablen Premiere aufwarten, nämlich der Elegy for Strings, die Britten als Vierzehnjähriger während seiner Kompositionsstudien bei Frank Bridge zu Papier brachte. Es handelt sich um ein bereits technisch ausgesprochen sicheres Stück, wenn auch Brittens unverwechselbare kompositorische Physiognomie hier noch nicht evident ist: Delius und Elgar lassen – noch nicht einmal unbedingt von Ferne – grüßen. Auch ein weiteres Werk des Teenagers Britten ist zu finden: die beiden Portraits von 1930, deren zweites ein musikalisches Selbstbildnis des 17-jährigen Komponisten darstellt.

Die Camerata Nordica erweist sich unter ihrem Künstlerischen Leiter Terje Tønnesen als ein ungemein stilsicheres, homogenes und rhythmisch pointiert agierendes Ensemble, dem es auf bewunderungswürdige Weise gelingt, in allen vorgestellten Kompositionen ein Höchstmaß an motivischen und vor allem klangfarblichen Details zu entfalten. Zudem zeigen die Musiker, welch ein vielfältiges expressives Potenzial auch in jenen Werken verborgen liegt, die sonst eher spielmusikhaft leichtgewichtig interpretiert werden – etwa der Simple Symphony und den Variationen über ein Thema von Frank Bridge. Es sei jedoch nicht verschwiegen, dass sie dabei gelegentlich einen Schritt zu weit gehen: Die Tempokontraste innerhalb der einzelnen Sätze der Simple Symphony wirken ein wenig übertrieben, und das Trio des "Playful Pizzicato" wird in einem derart langsamen Tempo genommen, dass der Satz fast auseinanderfällt. Auch das Bestreben, beinahe jeden Takt der Bridge-Variationen mit expressiver Bedeutung aufzuladen, führt verschiedentlich (etwa im Wiener Walzer) zu einer Überbetonung von Einzelereignissen, die auf Kosten der Gesamtarchitektur geht – was durch viel zu lange Pausen zwischen den Variationen noch verstärkt wird.

Angesichts der exzeptionellen Qualität des Ensembles – und auch der Klangtechnik! – ist dieses Manko zwar zu verschmerzen, aber dennoch zu bedauern. Nichtsdestoweniger sei abschließend vermeldet, dass der Camerata Nordica im Verein mit der Bratschistin Catherine Bullock eine hervorragende Einspielung der "Lachrymae" geglückt ist, bei der die abschließende Intonation des von John Dowland stammenden Themas als logischer, unausweichlicher Zielpunkt der vorangegangenen Erkundungen einer zwielichtigen, unter den Händen dieser Musiker geradezu sinister anmutenden Schattenwelt erscheint.

Thomas Schulz [07.01.2014]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Benjamin Britten
1Variationen über ein Thema von Frank Bridge op. 10 00:27:08
2Simple Symphony op. 4 00:17:23
16Lachrymae op. 48a für Viola und Streichorchester (Reflections on a Song of Dowland) 00:14:03
17Portrait Nr. 1 für Streichorchester (David Layton) – Poco presto 00:07:53
18Portrait Nr. 2 für Viola und Streichorchester (E.B.B.) – Poco lento 00:05:34
19Elegie für Streicher 00:07:44

Interpreten der Einspielung

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