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Besprechung CD

SeYoung Maria Kim Violin Pure

Vitula Musik 4020796445157

1 CD • 54min • 2012

16.09.2013

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Die junge koreanische Geigerin SeYoung Maria Kim gehört zur erfreulich wachsenden Zahl jener Talente einer neuen Generation, für die – neben dem Studium einer auf technische Perfektion ausgerichteten klassisch-romantischen Spieltechnik – auch die eingehende Beschäftigung mit Fragen Historischer Aufführungspraxis zur Selbstverständlichkeit geworden ist. So gelingt Kim ein beachtlicher Spagat: Sie stellt in ihrem Programm zwei Meilensteine des barocken Solorepertoires zwei Standardwerken romantischer bzw. zeitgenössischer Violinmusik gegenüber. Das wäre im Grunde nicht sonderlich ungewöhnlich, verliehe nicht Kim jedem Stück seinen – auch stilistisch – adäquaten Ausdruck. Jede Note zeugt von ihrer intensiven Auseinandersetzung mit der Sprache des jeweiligen Werkes. Nichts wirkt willkürlich, aufgesetzt, „interpretier". Kims Musikalität ist meilenweit entfernt vom Ego-Trip mancher Kollegen. Ihr Spiel vereint zwei Eigenschaften, die stets das Merkmal wahrhafter Künstlerpersönlichkeiten waren: technische Brillanz und Demut vor dem Kunstwerk.

In Bibers Passacaglia z.B., dem hochvirtuosen Schluss-Stück der Rosenkranz-Sonaten, setzt Kim nicht etwa auf äußerlichen Glanz, sondern eher auf zarte, melancholische Farben. Die linke Hand forciert nie durch Vibrato ihren vollen, wie aus sich selbst heraus klingenden Ton, den sie – ganz in barocker Art – vor allem mit der Bogenhand moduliert. Eugène Ysaÿes vierte, Fritz Kreisler zugeeignete Solosonate aus op. 27, knüpft zwar an barocke Formvorbilder an, transformiert sie aber im Sinne einer romantisierenden Tonsprache. Die bis heute ungebrochene Achtung, die dieser Sammlung entgegenbracht wird, erklärt sich aus seiner intimen Kenntnis des Instruments (er selbst zählte zu den herausragenden Virtuosen seiner Epoche) in Verbindung mit kompositorischer Meisterschaft. Hier überzeugt Kim mit großem, blühenden Ton und beherztem Zugriff.

Auch Paul Hindemith war mit der Geige bestens vertraut: Bereits zwanzigjährig war er zum Konzertmeister des Frankfurter Opernorchesters ernannt worden. SeYoung Maria Kim verleiht der zweiten seiner 1924 entstandenen Solosonaten eine bezaubernde Leichtigkeit. Nie verlässt sie ihre klangliche Substanz – weder in den höchsten Lagen des kontemplativen zweiten Satzes, noch in den lockeren Pizzicati des Scherzos. Hindemith kalkulierte im Thema der Variationen des Schluss-Satzes ohne Zweifel mit einem Aha-Effekt: Damals wie heute erkannte jedermann das Lied Komm lieber Mai. Seinem (damaligen) Ruf als enfant terrible wurde der Komponist insofern gerecht, als dass er das harmlose Thema in der Folge fast brutal „zerlegt", um mit einer versöhnlichen Schlusswendung zu überraschen.

Kaum eine Solo-CD mit Violinmusik geht an dem vielleicht berühmtesten Markstein des Repertoires achtlos vorüber, Johann Sebastian Bachs Chaconne aus der Partita BWV 1004. Wie schon in Bibers Passacaglia verbindet Kim hier höchste spieltechnische Brillanz mit einem hörbar intelligenten Einblick in die Werkstruktur, indem sie Bachs kunstvolles polyphones Gewebe wunderbar herausarbeitet.

Die Klangqualität der CD ist fantastisch und auch das äußere Design wirkt ansprechend. Den Gesamteindruck trübt nur das dem sonstigen Niveau der Produktion unwürdige und in keiner Weise entsprechende Beiheft. Nicht allein, dass die Texte kaum über banale Oberflächlichkeiten hinausreichen, zu allem Unglück ist auch noch die Seitenfolge vertauscht. Bei einer Neuauflage sollte man hier wirklich nachbessern. Den künstlerischen Wert der Aufnahme schmälert dies freilich nicht. Von dieser Musikerin wird man noch hören!

Heinz Braun † [16.09.2013]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Heinrich Ignaz Franz Biber
1Passagalia für Violine solo 00:10:25
Eugène Ysaÿe
2Sonate e-Moll op. 27 Nr. 4 für Violine solo 00:15:20
Paul Hindemith
5Sonate für Violine allein op. 31 Nr. 2 (Es ist so schönes Wetter draußen) 00:11:41
Johann Sebastian Bach
9Ciaccona d-Moll BWV 1004 (aus: Partita Nr. 2 d-Moll) 00:16:09

Interpreten der Einspielung

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