French Trumpet Concertos
BIS 1778
1 CD/SACD stereo/surround • 72min • 2010
25.07.2013
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Quasi leitmotivisch für das gesamte CD-Programm wird die repräsentativ-respektable Folge von fünf Trompetenkonzerten französischer Moderne zwischen 1944 und 1966 mit dem Neoklassiker Henri Tomasi eröffnet. In seinem Werk konzentrieren sich alle Gestaltungsvarianten, die der damalige Reigen neuer Musik zu bieten hatte. Als souveräner Begegner aller Herausforderungen bestätigt der inzwischen viele erfolgreiche Jahre auf internationalen Podien residierende Trompeterkönig Ole Edvard Antonsen aus Norwegen erneut seinen Ruf. Wer sich seinen Meisterdarbietungen „atemloser" Tripelzungen-Stakkato-Perfektion, allen blechbläserischen Finessen melodischer, dynamischer und farbenreicher Stilvarianten anvertraut, wird voll entschädigt für die allzu seltenen Begegnungen mit den hier dargebotenen Werken im regulären Konzertbetrieb. Sei es die heroisch schmetternde Fanfarenthematik im einsätzigen Beitrag des Trompeten-Concertino Nr. 1 von André Jolivet mit seinen kontrastreichen Fortspinnungen und Variationen aus dem Jahr 1948, oder Jolivets späteres Konzert Nr. 2 (von 1954). Letzteres überrascht und besticht vor allem dank seiner kleinen Besetzung mit Posaune, Tenor- und Baritonsaxophon, Harfe, Klavier, Schlagzeug und Kontrabass. Unerwartet finden dort Show-Effekte mit Trompetenglanz eines Harry James ebenso einen überzeugenden Platz wie die unvermutet exotischen Pianissimoklänge mit Spezialdämpfer aus der – von Jolivet bewußt verfremdeten – Stilwelt eines Miles Davis.
Weniger bekannte, aber nicht minder stilisierte Zwischentöne impressionistischer Vorbilder erlebt man im Werk von Robert Planel als dem hier jüngsten Beitrag aus dem Jahre 1966. Fast genug also zum Zuhören und Auskosten von fast vergessenen Erlebniswerten. Wer dennoch die Zumutung expressionistischer Bruitismus-Kapriolen durch Anhäufung schriller Fortissimo-Eruptionen als Triptychon-Beschwörung böser Geister (Incantation), Threnodie und Tanz-Ekstase (Danse) des progressiven Rompreis-Gewinners 1942 und späteren Pariser Konservatoriumsdirektors Alfred Desenclos wagt, der sollte zuvor dem Ohr zugunsten aller vorangegangenen Klangqualitäten eine kurze Erholungspause gönnen. Für eine stimmungsvolles Hintergrundsäuseln dürfte diese CD kaum geeignet sein. Hier ist aktives Hin- und Zuhören gefragt.
Dr. Gerhard Pätzig [25.07.2013]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Henri Tomasi | ||
1 | Konzert für Trompete und Orchester | 00:16:00 |
André Jolivet | ||
4 | Concertino für Trompete ad libitum, Klavier und Streichorchester | 00:09:44 |
Robert Planel | ||
5 | Konzert für Trompete und Streicher | 00:15:04 |
André Jolivet | ||
8 | Konzert für Trompete und Orchester | 00:12:58 |
Alfred Desenclos | ||
11 | Incantation, Thrène et Danse für Trompete und Orchester | 00:16:25 |
Interpreten der Einspielung
- Ole Edvard Antonsen (Trompete)
- Sao Paulo Symphony Orchestra (Orchester)
- Lan Shui (Dirigent)