Dietrich Buxtehude Opera Omnia XV Chamber Music 3: Trio Sonatas opus 2
Challenge Classics CC72254
1 CD • 73min • 2011
15.06.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Ton Kopman wurde im vergangenen Dezember der Buxtehude-Preis des Jahres 2012 zugesprochen. Zu dieser Auszeichnung ist mit Koopman ein Künstler zu beglückwünschen, der sich mit einer Einspielung des Gesamtwerks von Buxtehude auf Tonträger sowie als Erster Vorsitzender der Internationalen Dieterich-Buxtehude-Gesellschaft seit langem um den norddeutschen Meister verdient macht.
Vor einem Jahr lag mir die Einspielung der Triosonaten op. 1 zur Besprechung vor, sie war im Rahmen von Koopmans Gesamtaufnahme mit den Künstlern erschienen, die auch die hier zu rezensierende CD eingespielt haben. Die sieben Triosonaten op. 2 sind 1696 wenige Jahre nach der Sammlung op. 1 im Druck erschienen. Buxtehude war mit 59 Jahren nach damaligen Vorstellungen ein alter Mann und hat in dieser Veröffentlichung möglicherweise ein Resümee seiner Kunst im Stylus phantasticus gesehen, den der barocke Musikschriftsteller Johann Mattheson (1681-1764) folgendermaßen charakterisiert hat: „… die allerfreieste und ungebundendste Setz-, Sing- und Spiel-Art, die man nur erdenken kann …" Schon die nächste Generation dachte über diesen freien Stil anders: „In diesem Stil findet man eher Frechheit und verworrene Gedanken, als Bescheidenheit, Vernunft und Ordnung", meint Johann Joachim Quantz (1697-1773), der nur 16 Jahre jünger war als Mattheson, sich aber deutlich weniger der musikalischen Vergangenheit verpflichtet fühlte und maßgeblichen musikalischen Einfluss auf Friedrich den Großen ausgeübt hat.
Zur Interpretation durch Ton Koopman und seinen Mitstreitern Catherine Manson, Paolo Pandolfo und Mike Fentross gibt es für mich leider nichts anderes zu sagen als das vor einem Jahr zu den Triosonaten op. 1 Geäußerte: Die reizvollen Dialoge, die sich zwischen zwei Teilnehmern dieser Triosonaten immer wieder von neuem mit unterschiedlich verteilten Rollen entspinnen und den eigentlichen Reiz dieser überaus kunstvollen, aber auch hochemotionalen Musik ausmachen, gehen in dieser Einspielung in einem stets präsenten Continuo unter: Kaum dass sich eine meditative Atmosphäre einstellt, sei es in einer solistischen Kantilene, sei es in einem Dialog zwischen Dialog Violine und Gambe, macht sich das Continuo bemerkbar – es klappert die Laute am rauschenden Bach des Cembalo, oder die Orgel fährt mit geschwätzigen Klangtüpfeleien dazwischen. Das fällt im Vergleich mit der 17 Jahre alten Vergleichsaufnahme von John Holloway, Jaap ter Linden und Lars Ulrik Mortensen besonders auf, die gerade in den besinnlichen Momenten, wenn die virtuose Kunst des Stylus phantasticus gewissermaßen einen Augenblick innehält, stark berühren kann.
Angesichts der unbestreitbaren künstlerischen Verdienste von Ton Koopman fühlt sich ein Bewunderer der Dichtkunst Christian Morgensterns bei diesen beiden Aufnahmen der Triosonaten op. 1 und op. 2 in Koopmans Buxtehude-Gesamteinspielung auf fatale Weise an das Gedicht vom Huhn in der Bahnhofshalle erinnert, das mit den Worten endet: „Sagen wir es laut: dass ihm unsre Sympathie gehört, selbst an dieser Stätte, wo es – ,stört‘!"
Vergleichsaufnahme: John Holloway (Violine), Jaap ter Linden (Gambe), Lars Ulrik Mortensen (Cembalo) (Naxos 8.557249).
Detmar Huchting [15.06.2012]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Dietrich Buxtehude | ||
1 | Triosonate B-Dur op. 2 Nr. 1 BuxWV 259 | 00:08:27 |
2 | Triosonate D-Dur op. 2 Nr. 2 BuxWV 260 | 00:14:16 |
3 | Triosonate g-Moll op. 2 Nr. 3 BuxWV 261 | 00:13:18 |
4 | Triosonate c-Moll op. 2 Nr. 4 BuxWV 262 | 00:08:20 |
5 | Triosonate A-Dur op. 2 Nr. 5 BuxWV 263 | 00:10:41 |
6 | Triosonate E-Dur op. 2 Nr. 6 BuxWV 264 | 00:09:30 |
7 | Triosonate F-Dur op. 2 Nr. 7 BuxWV 265 | 00:08:51 |
Interpreten der Einspielung
- Catherine Manson (Violine)
- Paolo Pandolfo (Viola da gamba)
- Ton Koopman (Cembalo, Orgel)
- Mike Fentross (Laute)