J.S. Bach
Cantatas 50
BIS 1941
1 CD/SACD stereo/surround • 75min • 2011
16.02.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Gott zu Ehren, dem Verlangen vieler Freunde zur Folge und vieler Andacht zur Beförderung habe ich mich entschlossen, gegenwärtige Cantaten zu verfertigen. Ich habe solches Vorhaben desto lieber unternommen, weil ich mir schmeicheln darf, daß vielleicht der Mangel der poetischen Anmuth durch die Lieblichkeit des unvergleichlichen Herrn Capell-Meisters Bach dürfte ersetzet und diese Lieder in den Haupt-Kirchen des andächtigen Leipzigs angestimmet werden. Diese Worte setzte der Dichter Picander alias Christian Friedrich Henrici seiner Sammlung von Cantaten auf die Sonn- und Festtage durch das gantze Jahr voran, die er 1728 veröffentlichte. Bereits 1727 hatte Bach sich von Picander den Text für seine Matthäuspassion schreiben lassen; so war ein Maßstäbe setzendes Werk entstanden, das schon in der Familie Bach „die große Passion" genannt wurde.
Die mit obigem Vorwort versehene Sammlung ist die Textquelle des so genannten vierten Kantatenjahrgangs, von dem allerdings nur neun Kantaten erhalten geblieben sind – die drei auf dieser CD eingespielten Kantaten BWV 145, 149 und 174 stellen also bereits ein Drittel des überlieferten Jahrgangs dar. Der Michaelistag, Osterdienstag und Pfingstmontag sind die kirchlichen Feste, an denen diese drei Kantaten im Gottesdienst erklungen sind – durchaus hervorgehobene Termine im Kirchenjahr. „Ich geh und suche mit Verlangen" BWV 49 entstammt dem zweiten Kantatenjahrgang, ist das Werk eines unbekannten Dichter und erklang am 20. Sonntag nach Trinitatis (3. November) 1726. Mit der Titelbezeichnung Dialogus stellt das Werk eine gute Ergänzung zur Dramaturgie der drei Kantaten aus der Feder Piacanders dar.
Alte Bekannte aus populären Werken Bachs zeigen seine Meisterschaft in der Wiederverwendung gelungener Kompositionen: So beschließt der Choral „Ach Herr, lass dein lieb Engelein", aus der Johannespassion bekannt, die Kantate BWV 149 zum Michaelistag, und in einer Bearbeitung für Streicher und Bläser eröffnet der erste Satz des dritten Brandenburgischen Konzerts als Sinfonia die Kantate BWV 174 für den Pfingstmontag.
Masaaki Suzukis vorzügliches Vokalsolistenquartett ergänzt sich in den Chorsätzen mit jeweils drei Ripienisten zu jenem Zwölferensemble, das noch Gioacchino Rossini für seine Petite Messe Solennelle empfohlen hat. Ryo Terakado verwendet in der Arie „Ich bin herrlich, ich bin schön" von BWV 49 als „Violoncello piccolo" ein Violoncello da spalla, für das sich sein ehemaliger Lehrer Sigiswald Kuijken in letzter Zeit vehement einsetzt: Das intime Instrument weist im Dialog mit der Oboe d'amore bereits auf die ergreifende Zwiesprache zwischen den Vokalsolisten im Abschlussduett „Dich habe ich je und je geliebet" voraus.
Über mehr als 15 Jahre erstreckt sich Masaaki Suzukis 1995 begonnene Gesamteinspielung der Kantaten J. S. Bachs mittlerweile und darf somit als interpretatorischer Langstreckenlauf gelten. Im Laufe dieser Zeit hat sich viel getan im Diskurs über Bachs Kantatenwerk, das in diesem Projekt auf die eine oder andere Weise seine Spuren hinterlassen hat. Es muss allerdings gesagt werden, dass Suzuki sein Ziel, mit dem er damals aufgebrochen ist, nicht aus den Augen verloren hat und es ihm auch in der Schlussgeraden seines Marathons weder an Frische noch an Luft fehlt – ungeduldig dürfen die abschließenden CDs dieser Integrale erwartet werden!
Detmar Huchting [16.02.2012]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Man singet mit Freuden vom Sieg BWV 149 (Kantate zu Michaelis) | 00:18:58 |
8 | Ich lebe, mein Herze, zu deinem Ergötzen BWV 145 (Kantate zum 3. Ostertag) | 00:09:17 |
13 | Ich liebe den Höchsten von ganzem Gemüte BWV 174 (Kantate zum 2. Pfingstfesttag) | 00:20:57 |
18 | Ich geh und suche mit Verlangen BWV 49 (Kantate zum 20. Sonntag nach Trinitatis) | 00:24:21 |
Interpreten der Einspielung
- Hana Blažiková (Sopran)
- Robin Blaze (Countertenor)
- Gerd Türk (Tenor)
- Peter Kooij (Bass)
- Bach Collegium Japan (Ensemble)
- Masaaki Suzuki (Dirigent)