Kurt Leimer Bach, Beethoven, Brahms
Colosseum Classics COL 9204-2
1 CD • 52min • [P] 2011
07.02.2011
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Halb ist er vergessen, halb ist er eine Legende: der Pianist Kurt Leimer (1920-1974).Nach dem Zweiten Weltkrieg spielte er eine gewichtige Rolle – davon zeugt nicht zuletzt seine Zusammenarbeit mit Top-Maestri wie Karajan und Stokowski. Auch als Lehrer hat er Spuren hinterlassen – von 1953 bis zu seinem allzu frühen Tod unterrichtete er am Salzburger Mozarteum. Die Erinnerung pflegen und den Nachlass verwalten, hat sich die in Zürich ansässige Kurt Leimer Stiftung vorgenommen. Sie führt einen Klavierwettbewerb durch und veröffentlicht einstige (und längst gestrichene) Aufnahmen des Künstlers. Die vorliegende CD ist die fünfte dieser Reihe; auf einer früheren Edition ist übrigens auch eines der vier Klavierkonzerte Leimers festgehalten.
Man muss sich bewusst sein, dass es historische Dokumente aus der Zeit um 1970 sind. Am deutlichsten wird dies bei J.S. Bachs E-Dur-Suite BWV 817, einem Ausschnitt aus den Französischen Suiten. Das war einst offenbar eine unveröffentlichte Studioaufnahme – warum sie zurückbehalten wurde, wird nicht erklärt. Vielleicht galt dieser Umgang mit Bach als zu eigenwillig – und noch heute ist man im Zwiespalt. Zwar frönt der Interpret keineswegs einer romantisierenden Bartockausdeutung, im Gegenteil. Doch ist seinem ausgesprochen nüchternen Spiel etwas Mechanistisches zu eigen, ein Zug ins Starre und Affektfreie. Irritierend verbunden zudem mit einem ziemlich halligen Klangbild.
Natürlich hatte Kurt Leimer mit technischen Anforderungen und makelloser Geläufigkeit nicht die geringsten Probleme. Das zeigt sich bei Bach, aber noch eine Spur frappanter bei Beethovens c-Moll-Sonate op. 111 und den Paganini-Variationen von Brahms. Hier erreicht Leimer eine Mühelosigkeit, ja Leichtigkeit der Darstellung, die mit der Geste superber Selbstverständlichkeit daherkommt. Und die ihm erlaubt, seine Kunst der Beleuchtung und der gestalterischen Vielfalt ungezwungen vorzuführen. Ein bravouröser Balanceakt zwischen Virtuosität und Ausdruck, zwischen betörendem Oberflächenglanz und tieferer Bedeutung. Beide sind ehemalige His Masterís Voice-(heute EMI-)Aufnahmen, wobei für Beethoven, da das Masterband nicht erhalten ist, auf eine immerhin akzeptable Arbeitskopie zurückgegriffen werden musste.
Mario Gerteis † [07.02.2011]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Französische Suite Nr. 6 E-Dur BWV 817 | 00:13:19 |
Ludwig van Beethoven | ||
9 | Klaviersonate Nr. 32 c-Moll op. 111 | 00:23:13 |
Johannes Brahms | ||
11 | Variationen über ein Thema von Paganini a-Moll op. 35 | 00:15:40 |
Interpreten der Einspielung
- Kurt Leimer (Klavier)