cpo 777 511-2
1 CD • 63min • 2009
14.10.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Schon Jahre bevor Joseph Haydn im Winter 1790/91 zu seiner ersten Londoner Reise aufbrach, war sein Name in England bekannt und bemühten sich Agenten und Verleger um ihn. Dem Verleger William Forster gelang es, einen Vertrag mit dem Komponisten abzuschließen, der ihm neben 14 Sinfonien, der Orchesterfassung der Sieben letzten Worte, etlichen Streichquartetten und Klaviertrios auch die sechs Divertimenti für Flöte, Violine (oder zwei Violinen) und Violoncello verkaufte, die im Hoboken-Verzeichnis IV als Nr. 6 bis 11 aufgelistet sind (nach einer Leipziger Ausgabe von 1926 auch bekannt als Trios op. 100).
Haydn griff hier erstmals in seiner Kammermusik auf die Flöte zurück, die in England bei den „Liebhabern“ besonders hoch im Kurs stand und für die ein entsprechend großer Bedarf an leicht spielbarer Literatur bestand. Offenbar verfolgte der Verleger die Absicht, auch diesem Kundenkreis Musik des berühmten Meisters anzubieten. Haydn griff für die Divertimenti, die im November 1784 in London gedruckt wurden, zum Teil auf älteres Material – ein Baryton-Trio und die Oper Die Welt auf dem Monde – zurück, das er geschickt uminstrumentierte, transponierte oder umarbeitete und mit Neukompositionen verband. So entstand eine Gruppe von kurzen dreisätzigen Werken (meist mit der Satzfolge schnell-langsam-schnell oder langsam-schnell-Menuett), die in ihrer unkomplizierten Schreibweise und ihrem unterhaltenden Charakter bestens für den Bereich des häuslichen Musizierens geeignet waren und genau den Bedürfnissen des Marktes entsprachen, ohne qualitativ in irgendeiner Form minderwertig zu sein. Allenfalls in den Adagio-Sätzen wird manchmal ein etwas ernsterer Ton angeschlagen.
Hier in den langsameren Sätzen könnte sich der Flötist Christoph Huntgeburth ruhig ein wenig Vibrato gönnen, um die langen Töne nicht ganz so starr (um nicht zu sagen langweilig) klingen zu lassen. Aber man hat sich nun einmal den gestrengen Regeln der historisierenden Aufführungspraxis verschrieben, deren Befolgung im Zweifelsfall vor den gesanglichen Ausdruck geht. Wesentlich vergnüglicher sind die flotten Sätze, denen die Aufmerksamkeit der Ausführenden wohl vornehmlich galt. Sie kommen dem luftigen, manchmal etwas kurzatmigen Spiel des Ensembles Sans Souci mehr entgegen, haben Witz und Brillanz. Und schließlich kann sich hier auch die Freude am Geräuschhaften, die das Ensemble unverkennbar hegt, fröhlich austoben.
Sixtus König † † [14.10.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Joseph Haydn | ||
1 | Divertimento D-Dur Hob. IV:6 | 00:08:47 |
4 | Divertimento G-Dur Hob. IV:7 | 00:11:11 |
7 | Divertimento C-Dur Hob. IV:8 | 00:08:25 |
10 | Divertimento G-Dur Hob. IV:9 | 00:06:12 |
13 | Divertimento A-Dur Hob. IV:10 | 00:08:13 |
16 | Divertimento D-Dur Hob. IV:11 | 00:08:18 |
19 | Trio D-Dur Hob. XI:82 | 00:10:58 |
Interpreten der Einspielung
- Ensemble Sans Souci Berlin (Ensemble)