The Virtuoso Recorder Concertos of the German Baroque

cpo 777 534-2
1 CD • 65min • 2009
26.07.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
In jüngster Zeit nehmen sowohl Musikwissenschaft als auch Interpreten vermehrt die deutsche Musik des Hochbarock jenseits von Johann Sebastian Bach oder Georg Philipp Telemann ins Visier. Dies zu Recht, schlummern doch in den Archiven (allein im legendären „Schranck No.2“ der Sächsischen Landesbibliothek, Dresden) wahrhafte Schätze an Orchester- und Kammermusik. Meister wie Johann Friedrich Fasch, Christoph Graupner, Johann Georg Pisendel, die Brüder Graun (um nur einige zu nennen) nehmen allmählich (und längst überfällig) wieder den ihnen gebührenden Platz in der Musikgeschichte und auch im Bewusstsein des Publikums ein. Eine erfreuliche Entwicklung, die schon seit Jahren aktiv vom Label cpo gefördert und unterstützt wird. Eine der treibenden Kräfte dieser Bewegung ist der Telemann-Preisträger Michael Schneider, selbst renommierter Blockflötist und Dirigent.
Die vorliegende Aufnahme mit virtuosen Blockflötenkonzerten des deutschen Barocks wartet gleich mit drei Weltersteinspielungen auf: Konzerten von Johann Friedrich Fasch, Johann Adolf Scheibe und Mattheus Nikolaus Stulick. Das spektakulärste Werk des Programms (sowie dessen Fund in der Sammlung des Grafen Harrach in der New Yorker Public Library) kommt einer kleinen Sensation gleich: Faschs F-Dur-Konzert ist ein überraschend virtuoses, meisterhaft gearbeitetes und gleichzeitig kompaktes Werk, das es im spieltechnischen Anspruch und Repertoirewert durchaus mit den Konzerten Antonio Vivaldis aufnehmen kann. Dem Sog des Finalsatzes kann man sich kaum entziehen. Johann Christian Schickhardts g-Moll-Konzert wartet mit der aparten Besetzung von Blockflöte, zwei Oboen, Fagott, Streichern und B.c. auf, keine eigentliches Solo-Konzert also, ein ansprechendes Werk aber von genuinem Charme, ebenso wie Scheibes B-Dur-Konzert, das deutlich galante Töne anschlägt. Die beiden Konzerte von Schultze und Graupner sind in den letzten Jahren mehrfach eingespielt worden (Dorothee Oberlinger, Sabrina Frey). Mich persönlich überzeugt in beiden Werken Schneiders Tiefgang (etwa der beseelte Mittelsatz des Schultze-Konzerts) und nicht zuletzt auch sein hervorragendes Ensemble Cappella Academica Frankfurt, das mit sensiblem Accompagnement sowohl im satten Tutti als auch in feinsten kammermusikalischen Passagen zu glänzen weiß.
Mit dem berühmten Telemannischen Doppelkonzert für Blockflöte, Fagott, Streicher und B.c. kann (und soll) sich Mattheus Nikolaus Stulicks C-Dur-Konzert letztlich nicht messen, dennoch ist das musikantische, mitreißende Stück zweifellos eine willkommene Bereicherung des Repertoires für diese seltene Besetzung. Michael Schneiders souverän-virtuoses Spiel und die überaus glückliche Programmzusammenstellung machen diese CD zu einem Muss im Regal eines jeden Blockflöten-Enthusiasten. Unbedingt empfehlenswert!
Heinz Braun † [26.07.2010]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Friedrich Fasch | ||
1 | Concerto F-Dur für Blockflöte, Streicher und B.c. | 00:08:05 |
Johann Christian Schickhardt | ||
4 | Concerto g-Moll für Blockflöte, 2 Oboen, Fagott, Streicher und B.c. | 00:15:19 |
Johann Adolf Scheibe | ||
10 | Concerto B-Dur für Blockflöte, 2 Violinen und B.c. | 00:10:51 |
Johann Christoph Schultze | ||
13 | Concerto G-Dur für Blockflöte, Streicher und B.c. | 00:11:30 |
Christoph Graupner | ||
16 | Concerto F-Dur für Blockflöte, Streicher und B.c. | 00:09:53 |
Mattheus Nikolaus Stulick | ||
19 | Concerto C-Dur für Blockflöte, Fagott, Streicher und B.c. | 00:09:22 |
Interpreten der Einspielung
- Cappella Academica Frankfurt (Ensemble)
- Michael Schneider (Dirigent)