Joseph Marx The Works for Piano Quartet
cpo 777 279-2
1 CD • 62min • 2009
31.08.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Für den österreichischen Komponisten Joseph (Rupert Rudolf) Marx gilt – zumindest was den Nachnamen anbelangt – die Unschuldsvermutung. Mit seinen Werken – die Lieder ausgenommen – ist er sozusagen durch den ästhetischen Rost des 20. Jahrhunderts gefallen. Aber zum Glück gibt es Interpreten, die sich mit Hingabe etwa an sein kammermusikalisches Werk machen und nicht von unbedachten Einordnungen und Ausgrenzungen beirren lassen. Die hier vorliegenden Einspielungen der drei von Marx für Klavierquartett sorgsam, einfallsreich, durchaus traditionell angerichteten Stücke sind Beleg genug dafür, dass sich die Auseinandersetzung mit dem Nachlass des gebürtigen Grazers lohnt.
Marx wurde am 11. Mai 1882 geboren, lernte Klavier bei seiner Mutter und erkundete im Selbststudium mehrere Streichinstrumente. Und auch die Welt der eigenen Ideenfabrikation in Richtung Komposition bestimmte schon frühzeitig sein musikalisches Weltbild. Im Gymnasiastenalter arrangierte er Stücke aus der Klavierliteratur und Oper für kleine Kammerbesetzungen, wie Christoph Schlüren im vorzüglichen cpo-Begleittext berichtet! Auf Wunsch des Vaters jedoch studierte er zunächst Jura, „um dann zu Philosophie und Kunstgeschichte überzuwechseln, was zum Zerwürfnis mit den Eltern führte“. Dies und vieles mehr ist nachzulesen – und natürlich auch manches über Marx’ Position in kompositorischer Hinsicht. Er bewegte sich gleichsam autonom zwischen den herrschenden, einander auch bekämpfenden Stilrichtungen – unbeeindruckt von den Neuerern im Sinne der Dodekaphonie, eher im Einklang mit den so genannten Impressionisten. Freilich war er in seinen Werken mutig eigenständig, vor allem, was die Diktion in seinen klar gezeichneten Liedern anbelangte. Und auch die hier von Oliver Triendl, Daniel Gaede, Hariolf Schlichtig und Peter Bruns souverän, wie mir scheint überzeugt und damit überzeugend dargebotenen drei Werke für Klavierquartett entziehen sich in positiver Weise einer klaren stilistischen Katalogisierung. In der Titulierung (Rhapsodie, Scherzo, Ballade) gemahnen sie an schöne Klavierverfügungen von Brahms, an altmeisterliches Blühen und Bluten. In der Handhabe dieser „Überschriften" verhält sich Marx jedoch niemals überschäumend, gewissermaßen folkloristisch. Es handelt sich - wie mir scheint - um Arbeiten von lebendiger Einfühlsamkeit im Hinblick auf die Möglichkeiten der vier Instrumente, um Stücke von gediegenster klanglicher und formaler Intelligenz (und zuweilen auch von gesteigerter, freilich stets ziviler Erregung).
Peter Cossé † [31.08.2010]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Joseph Marx | ||
1 | Rhapsodie a-Moll | 00:27:47 |
2 | Scherzo d-Moll | 00:16:45 |
3 | Ballade a-Moll | 00:17:32 |
Interpreten der Einspielung
- Oliver Triendl (Klavier)
- Daniel Gaede (Violine)
- Hariolf Schlichtig (Viola)
- Peter Bruns (Violoncello)