Glossa GCD 922501
1 CD • 76min • 2008
02.07.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
William Hayes, am 26. Januar 1708 im englischen Gloucester getauft und am 27. Juli 1777 in Oxford verstorben, gehörte zu den wichtigsten Figuren in englischen Musikleben der von Händel beeinflussten Generation: Der seit 1713 in London beheimatete Deutsche prägte wie kein Zweiter das musikalische Leben der Insel und bildete auch für William Hayes das Fundament. Früh war er als Organist erfolgreich; mit 21 Jahren erfolgte 1729 die Anstellung an St. Mary’s in Shrewsbury, nur zwei Jahre später an der Kathedrale in Worcester, ab 1734 wirkte er als Organist am Magdalen College in Oxford, um für den Rest seines Lebens in der Universitätsstadt zu bleiben. 1741 wurde er einstimmig zum Professor of Music und Organisten der Universitätskirche gewählt, er prägte maßgeblich das Oxforder Musikleben, beispielsweise durch die Begründung der bis auf den heutigen Tag wöchentlich im Holywell Music Room stattfindenden öffentlichen Konzerte im Jahr 1748. Überdies führte er viele Oratorien Händels in Oxford auf, so veranstaltete er die dortige Erstaufführung des Messiah.
Händels Vorbild ist in Hayes Musik allgegenwärtig, doch nicht beherrschend. Eigenem Bekunden zufolge zog Hayes die Musik Händels und Corellis den Kompositionen Rameaus, Marcellos und des in England besonders erfolgreichen Geminiani vor – das schlägt sich in einer meisterhaften Beherrschung polyphoner Techniken nieder. Doch ist er auch gegenüber den vom Kontinent kommenden Neuerungen des modernen empfindsamen Stils aufgeschlossen und vereinigt althergebrachte Muster mit modernen Tendenzen seiner Generation zu einem hoch gebildeten und angenehm zu hörenden musikalischen Personalstil. Hochgeehrt ist er 1777 in Oxford verstorben.
Seine Ode for Music The Passions wurde am 2. Juli 1750 in Oxford anlässlich der bis heute alljährlich stattfindenden „Encaenia“, der feierlichen Verleihung der Ehrendiplome, aufgeführt. Das in der Tradition der Cäcilienoden stehende Werk schildert unter der Führung eines rezitativischen Erzählers, wie vor der Musik die ganze Skala menschlicher Empfindungen als allegorische Gestalten Revue passiert: Furcht, Zorn, Verzweiflung, Hoffnung, Rache, Eifersucht, Melancholie, Fröhlichkeit, Freude und Vernunft stellen in Arien ihre jeweilige Eigenart vor, um sich am Ende alle gemeinsam der Herrschaft der Musik als einigendes Band der Leidenschaften zu unterwerfen.
Auf der Suche nach Alternativen zu den bekannten Cäcilienoden von Purcell und Händel ist Anthony Rooley auf The Passions von William Hayes gestoßen, ein Werk „voll von Vitalität, Farbe, Humor und Philosophie“, wie er selbst in seinem Beitrag im Beiheft schreibt. Für seine Interpretation, die alle Facetten dieses Reigens der Leidenschaften ausleuchtet, hat er sich eine hervorragende Riege von Sängern zusammengestellt und facht das La Cetra Barockorchester Basel zu differenziert farbigem Spiel an. So entfaltet sich William Hayes phantasievolles Tongemälde in all seiner reichen Farbigkeit, und sein Schöpfer qualifiziert sich als einer der besten der Komponisten, die England im18. Jahrhundert hervorgebracht hat: Diese CD ist eine der lohnendsten Alte-Musik-Entdeckungen der letzten Zeit.
Detmar Huchting [02.07.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
William Hayes | ||
1 | Passions (An Ode for Music) |
Interpreten der Einspielung
- Evelyn Tubb (Sopran)
- Ulrike Hofbauer (Sopran)
- Sumihito Uesugi (Countertenor)
- David Munderloh (Tenor)
- Lisandro Abadie (Bass)
- Schola Cantorum Basiliensis, Basel (Ensemble)
- La Cetra Barockorchester Basel (Orchester)
- Anthony Rooley (Dirigent)