Hungaroton HSACD 32510
1 CD/SACD stereo/surround • 60min • 2008
07.06.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Im Rahmen der Bartók New Series, also der neuen, von Hungaroton produzierten Gesamteinspielung aller Werke Bartóks, ist nun eines seiner wichtigsten und besten Werke erschienen – die Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta, die er 1936 für das Basler Kammerorchester von Paul Sacher komponierte. Dafür hat man ein erstrangiges ungarisches Orchester und mit Zoltán Kocsis einen bekannten ungarischen Dirigenten aufgeboten. Das Booklet ist üppig; für den kundigen Text zeichnet Felix Meyer verantwortlich, der u. a. im Jahr 2000 das Faksimile dieser Partitur bei Schott herausgegeben hat. Noch dazu erscheint die Produktion als Hybrid-SACD.
Doch eigenartig: Im Booklet gibt es keinerlei Hinweis auf den eigentümlichen, von Bartók selbst skizzierten Sitzplan, der im Beiheft von Nikolaus Harnoncourts Einspielung (RCA BMG 82876 59326 2) wiedergegeben ist. Dabei ist doch gerade die keineswegs selbstverständliche Berücksichtigung dieses Sitzplans auch durch Kocsis ein starkes Pro dieser CD – zumal die Räumlichkeit im Mehrkanal-Modus die Mehrchörigkeit (Streichorchester 1 links, Streichorchester 2 rechts, Schlagzeug hinten in der Mitte, Celesta, Harfe und Klavier vorn in der Mitte) bestens herausstellt. Und doch werde ich nicht so recht glücklich mit dieser Neueinspielung: Vergleicht man sie mit nämlicher Einspielung des Chamber Orchestra of Europe unter Harnoncourt aus dem Jahr 2001, so steht diese herkömmliche Zweikanal-CD in Sachen Räumlichkeit der Hungaroton-SACD in nichts nach (zumindest im Stereo-Modus). Und auch musikalisch zeigt sich Harnoncourt überlegen: Der Streicherklang hat viel mehr Wärme, und die Tempi atmen. Kocsis hetzt ziemlich durch das Stück und der Klang ist viel trockener und spröder.
Ähnliches gilt auch für das Divertimento, das Harnoncourt musikantischer und natürlicher entfaltet. Dramaturgisch passen hier die Ungarischen Skizzen für volles Orchester nicht so recht; es gibt von Bartók noch weitere Werke für Streicher, die besser gepasst hätten. Aber man wollte sich wohl den Effekt eines spektakulären Finales nicht entgehen lassen. Natürlich ist das Ungarische Nationalorchester hier völlig in seinem Element, und mit der Darbietung allein dieses Werkes könnte man durchaus auch zufrieden sein. Doch unterm Strich wirkt die CD als Ganzes zwar immer noch überdurchschnittlich, aber keinesfalls herausragend, und Freunde von Streichorchestermusik werden sich bei Harnoncourt weit besser bedient fühlen.
Dr. Benjamin G. Cohrs [07.06.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Béla Bartók | ||
1 | Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta Sz 106 BB 114 | 00:26:52 |
5 | Divertimento Sz 113 BB 118 für Streicher | 00:22:06 |
8 | Hungarian Sketches BB 103 Sz 97 (1931) | 00:10:13 |
Interpreten der Einspielung
- Hungarian National Philharmonic Orchestra (Orchester)
- Zoltán Kocsis (Dirigent)