Violin solo Vol. 5
Renate Eggebrecht
Troubadisc TRO-SACD01436
1 SACD • 79min • 2009
19.05.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die fünfte Violin-Solo-CD von Renate Eggebrecht bringt wiederum eine vielseitige und spannende Auswahl bedeutender Werke des Repertoires von Komponistinnen und Komponisten des 20. Jahrhunderts, darunter in Erst-Einspielungen die Sonate (1941) und die zweite Caprice (1952) von Grazyna Bacewitz sowie die Sonate (1978) von Edison Denisov. Hinzu kommen die eindrucksvolle, schöne Sonata fantasia der bedeutenden serbischen Komponistin Ljubica Maric (1909-2003), zwei Werke von Eduard Tubin und Prokofieffs Sonate op. 115.
Renate Eggebrecht überzeugt einmal mehr durch ein Violinspiel, das völlig dem Ausdruck ihrer Persönlichkeit entspricht und bei dem die Geige zu ihrer Stimme wird – eigenwillig, herb, fragend und vor allem wahrhaftig. Dabei überzeugt der volle Ton, das bronzene Timbre, der Facettenreichtum und insbesondere der Verzicht auf ein übertriebenes Vibrato. Der geschmackvoll-überlegte Einsatz des Vibratos als eines Ausdrucksmittels von vielen macht das Spiel von Renate Eggebrecht widerborstig und bezüglich der gnadenlos offen liegenden Intonation auch gefährlich, aber eben auch spannend und komplex. Das Rustikale von Tubins Suite über estonische Tanzmelodien liegt ihr sehr, ebenso die Introvertiertheit und weiten Räume der Sonate von Maric. Zur Musik von Grazyna Bacewicz hat sie eine besondere Affinität: Man höre nur die herrlich bockige zweite Caprice (Tr. 6) oder das obsessive Finale der Sonate (Tr. 15)!
Nur die beiden rahmenden Werke – die Sonaten von Prokofieff und Denisov – wirken stellenweise ein bisschen angestrengt, was aber auch den Kompositionen selbst geschuldet ist, die vergleichsweise wenig Gelegenheit zum Sich-Frei-Spielen bieten. Hier hört man doch manche Schwierigkeit, mit der die Geigerin zu kämpfen hatte. Auch laufen solche Studio-Aufnahmen immer ein wenig Gefahr, das Introvertierte, Erarbeitete zu betonen: Ich würde Renate Eggebrecht gern einmal live im Konzert mit derartigen Werken hören, wozu ich bisher leider noch keine Gelegenheit hatte. Gleichwohl ist der Gesamteindruck der Produktion sehr überzeugend. Überdies stellt sie einmal mehr unter Beweis, das auch bei nur einem einzigen Instrument der Aufwand einer Hybrid-SACD nicht übertrieben ist: Es ist faszinierend, wie plastisch der in der Tiefe besonders füllige Klang der Geige im Multichannel-Modus im Raum steht.
Dr. Benjamin G. Cohrs [19.05.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Sergej Prokofjew | ||
1 | Sonate D-Dur op. 115 für Violine solo | 00:11:57 |
Ljubica Maric | ||
4 | Sonata fantasia für Violine solo | 00:07:55 |
Grażyna Bacewicz | ||
5 | Polish Caprice Nr. 1 für Violine solo | 00:02:14 |
6 | Caprice Nr. 2 für Violine solo | 00:02:54 |
Eduard Tubin | ||
7 | Estnische Tanzsuite | 00:10:19 |
Grażyna Bacewicz | ||
12 | Sonate Nr. 2 für Violine solo (1941) | 00:21:33 |
Eduard Tubin | ||
16 | Sonate für Violine solo (1962) – Moderato dramatico | 00:08:25 |
Edison Denisov | ||
17 | Sonate für Violine solo (1978) | 00:13:07 |
Interpreten der Einspielung
- Renate Eggebrecht (Violine)