Georg Druschetzky Music for Wind Instruments

Accent ACC 24208
1 CD • 54min • 2008
26.02.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Man wird den böhmischen Komponisten Georg Druschetzky (1745-1819) sicherlich nicht als gleichrangigen Vertreter der klassischen „Wiener“ Ära neben Haydn, Mozart und Beethoven einstufen. Aber Qualität und Format hat dieser kreative Militär- und Harmoniemusiker als Vertreter der Bläserspezies im aristokratischen Österreich-Ungarn durchaus vorzuweisen. Paradoxerweise sind seine mehr als einhundert (!) beleibten Manuskriptbände vor allem mit Chor-, Orchester- und Kammermusikwerken angefüllt. Seine reizvollen Bläserbeiträge hatte der Komponist dagegen eher als Gelegenheits- und Gebrauchsmusik betrachtet. Man begrüßt daher dankbar jeden Ansatz einer entsprechenden Würdigung.
Dennoch ist die Wiedergabe der aktuellen Werkauswahl von Harmoniemusiken und einigen bisher absolut unbekannten und ungehobenen, vom Bläseroktett begleiteten Chorschätze nur teilweise von befriedigender künstlerischer Wirkung. Geradezu kontraproduktiv zur Möglichkeit für den Zuhörer, die thematisch-motivischen Inhalte und Ausdrucksformen mitzuerleben und aktiv auszukosten, ist der Ehrgeiz der Amphion-Bläsertruppe, mit jugendlichem Überschwang alle Grenzen einer historisch adäquaten Tempowahl zu sprengen. Das betrifft vorrangig alle Allegro- und Rondo-Presto-Sätze. Mozart mokierte sich einmal sogar über das „Prestißißimo“-Spiel seines berühmten Zeitgenossen Abbé Vogler (1778).
Bereits eine Amphion-Vorgänger-CD mit Bläserpartiten des Beethoven-Zeitgenossen Franz Vinzenz Krommer (ACC 24207) hatte mit ihrem Schnell-Schnell-Rekordstreben mehr der virtuosen Artistik als dem klassischen Charme der Musik gedient. Das künstlerische Ziel, hier mit einem in der Tat meisterhaft beherrschten Instrumentarium möglichst auch authentisch verträgliche Interpretationen zu realisieren, wird man den hochkarätigen Bläsern also zumuten dürfen. Dazu gehören zweifellos die aktuellen Erkenntnisse einer stilgerechten Aufführungspraxis. Nachzulesen für jedermann ist solches Wissen, dessen aktueller Stand aus zeitgenössischen Quellen und rezeptionsgeschichtlichen Untersuchungen von Irmgard Benger zusammengefaßt worden ist, im Sachband 9 der führenden Enzyklopädie „Die Musik in Geschichte und Gegenwart“ (1998) unter dem Stichwort „Tempo“.
Zu allem ärgerlichen Überfluß geraten als willkommene Unikate auch die Chorbeiträge der vorliegenden Produktion in das Visier der Kritik. Zwar nicht wegen der stimmlichen Kultur des mitwirkenden Collegium Vocale aus Prag, sondern wegen der absolut unzureichenden Wortverständlichkeit. Da auch die Beiheft-Redaktion auf einen entsprechenden Abdruck zum Mitlesen dieser Texte verzichtet hat, vermindert dies den Wert der Einspielung erheblich.
Dr. Gerhard Pätzig [26.02.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Georg Druschetzky | ||
1 | Parthia in a | 00:11:47 |
5 | Motetto | 00:03:57 |
7 | Veritas mea (Offertorium) | |
8 | Parthia in C | 00:14:21 |
12 | Spring | 00:05:17 |
13 | Variations on a Theme | 00:03:16 |
14 | Yearning | 00:05:00 |
15 | Punch Song | 00:01:11 |
16 | Parthia in Es | 00:09:32 |
Interpreten der Einspielung
- Amphion Wind Octet (Ensemble)
- Collegium Vocale 1704 (Chor)