cpo 777 264-2
1 CD • 67min • 2007
02.03.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Als einer der größten Pianisten seiner Zeit wurde Eugen d’Albert um 1900 auf den Konzertpodien der Welt gefeiert, doch das Hauptinteresse des 1864 in Glasgow geborenen Kosmopoliten galt dem Komponieren, worüber er sein Klavierspiel zunehmend vernachlässigte. Seinen 22 Opern war, meist aufgrund von schwachen Libretti, nur ein kurzlebiger Erfolg beschieden. Einzig Tiefland, ein deutsches Gegenstück zum italienischen Verismo von Mascagni und Leoncavallo, und Die toten Augen haben sich im Bewusstsein der Öffentlichkeit gehalten. Immerhin gab es in jüngerer Zeit einige Wiederentdeckungen von Bühnenwerken sowie der beiden Klavierkonzerte, des Cellokonzerts und einiger Kammermusik.
Bei d’Alberts einziger Sinfonie handelt es sich um ein Frühwerk aus dem Jahr 1884, in dem der Zwanzigjährige sein souveränes handwerkliches Können, seinen Ideenreichtum und seine außerordentliche Fähigkeit, die verschiedensten Einflüsse und Vorbilder zu assimilieren, unter Beweis stellt. Der Tonfall gemahnt an Johannes Brahms (etwa dessen zweite Sinfonie), der auch formal für d’Albert als Vorbild diente. Auf wohltuende Weise vermeidet der Komponist alles Monumentale und Pathetische. Sparsam setzt er die dramatischen Akzente im pastoralen, überwiegend kammermusikalisch gehaltenen Kopfsatz, lässt einen stimmungsvollen langsamen Satz und ein umfangreiches Scherzo mit schwärmerischem Trio folgen und schließt mit einem belebten, satztechnisch elaborierten Finale, das in eine glanzvolle marschartige Coda mündet.
Eineinhalb Jahrzehnte später schrieb d’Albert die Konzert-Szene für Sopran und Orchester Seejungfräulein als vokales Paradestück für seine dritte Ehefrau, die dramatische Sopranistin Hermine Finck. Prägnante Leitmotive, aparte Harmonik und raffinierte Instrumentation zeichnen dieses trotz eines etwas trivialen Textes von James Grun (der auf Andersens Märchen von der kleinen Meerjungfrau basiert) fesselnde musikalische Seestück aus, bei dem diesmal Richard Wagner Pate gestanden hat. Die georgische Sopranistin Anna Kasyan singt vibratoreich und nicht immer textverständlich, kann sich aber gegen orchestrale Wogen durchsetzen. Diese weiß der Osnabrücker Generalmusikdirektor Hermann Bäumer, ehemals Posaunist der Berliner Philharmoniker, klug im Zaum zu halten, wie er auch von der Sinfonie eine sorgfältig ausgearbeitete, musikalisch höchst imponierende Wiedergabe bietet. Nicht zuletzt trägt die vorzügliche Aufnahmetechnik, die den Klang des tüchtigen Orchesters ebenso plastisch wie transparent abbildet, zum positiven Eindruck dieser Produktion bei.
Sixtus König † † [02.03.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Eugène D' Albert | ||
1 | Seejungfräulein op. 15 (Dichtung frei nach Hans Christian Andersen von James Grun) | 00:16:56 |
2 | Sinfonie F-Dur op. 4 | 00:49:56 |
Interpreten der Einspielung
- Anna Kasyan (Sopran)
- Hermann Bäumer (Dirigent)
- Osnabrücker Symphonieorchester (Orchester)