cpo 777 137-2
2 CD • 2h 36min • 1994, 2003, 2004
20.01.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Neun noch fehlende Sinfonien wurden von Frank Beermann und der Deutschen Kammerakademie Neuss fulminant eingespielt.ì So ist es in der Produktinfo zu der cpo-Veröffentlichung der in den Jahren 1994, 2003 und 2004 aufgenommenen Sinfonien Michael Haydns zu lesen. Dem kann ich nur beipflichten. Denn wie schwungvoll und energisch, dabei erfrischend gelöst und voller klangfarblicher Raffinesse die Neusser acht Werken für den Fürsterzbischöflichen Hof Salzburg und einer frühen Sinfonie aus Haydns Zeit als bischöflicher Kapellmeister in Großwardein zu Leibe rücken, das hat höchstes Format. Frank Beermann (Sinfonien Nr. 14, 17, 19, 24, 29, 33, Sinfonie F-Dur MH 25) und – was die Produktinfo verschweigt – Johannes Goritzki (Sinfonien Nr. 40, 41, Märsche MH 421, MH 441 und MH 515) lassen es in allen Instrumentengruppen unentwegt blitzen und blinken, dass es eine wahre Freude ist. Schade nur, dass die Akustik der Aufnahmen unter der Leitung von Johannes Goritzki eine merklich andere ist, als die der Einspielungen unter dem Dirigat Frank Beermanns. So, als wäre in unterschiedlichen Räumen aufgenommen worden, und nicht, wie angegeben, allein im Zeughaus Neuss (die jeweilige technische Ausstattung bei den immerhin zehn Jahre auseinander liegenden Aufnahmesitzungen wird wohl dafür verantwortlich sein).
Die meist homophone, leicht verständliche, aber sehr abwechslungsreiche Schreibweise der oft reich instrumentierten, in Form und Besetzung unterschiedlichen Sinfonien offenbart neben strahlend festlichen Momenten immer wieder pastorale Züge und mitunter humorvoll volkstümliche Elemente. Kein Wunder, dass sich der junge Mozart von zahlreichen Schöpfungen des Salzburger Haydns inspirieren liess. Außerdem ist besonders in den melodisch phantasievollen langsamen Säätzen eine Freude am Experiment unverkennbar. Gerne ändert Haydn darin die Instrumentierung: Im Andante der Sinfonie F-Dur MH 25 verzichtet er auf die Bläser, im Andante der Sinfonie Nr. 19 MH 198 stellt er den 1. Violinen eine Soloflöte an die Seite, das Adagio ma non troppo der Sinfonie Nr. 14 MH 133 entpuppt sich gar als herrliches Fagott-Concertino; oder er experimentiert mit der Form (siehe die Variationsfolge im Andante cantabile der Sinfonie Nr. 24 MH 302). Allen langsamen Sätzen gemein ist ein erstaunlich tänzerischer Charakter. Nimmt man noch Haydns Vorliebe für einen -Takt in den Kopfsätzen dazu (Ausnahmen bilden auf dieser Veröffentlichung lediglich die Sinfonien Nr. 29, 40 und die frühe Sinfonie F-Dur MH 25), so drückt all dies seinen Sinfonien einen ganz persönlichen Stempel auf. Eine Eigenständigkeit, die die Deutsche Kammerakademie Neuss mit einer reichen Ausdruckspalette sowie einer feinnervigen und delikaten dynamischen Gestaltungskunst jederzeit vollendet abbildet; davon zeugt auch die hochgespannte Musizierhaltung im virtuosen Fugato-Finale der Sinfonie Nr. 41 MH 508, im erregten Kopfsatz der Sinfonie Nr. 14 MH 133 oder im unruhig-drängend genommenen Allegro brillante der Sinfonie Nr. 29 MH 393, dem einzigen Moll-Werk innerhalb Michael Haydns sinfonischem Schaffen.
Christof Jetzschke [20.01.2010]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Michael Haydn | ||
1 | Sinfonie Nr. 33 B-Dur MH 425 Perger 24 | 00:21:28 |
5 | Sinfonie Nr. 29 d-Moll MH 393 P 20 | 00:16:20 |
8 | Sinfonie Nr. 19 D-Dur P 11 MH 198 | 00:20:59 |
12 | Sinfonie Nr. 24 A-Dur MH 302 Perger 15 | 00:18:11 |
CD/SACD 2 | ||
1 | Sinfonie F-Dur MH 25 Perger deest | 00:10:43 |
5 | Sinfonie Nr. 14 B-Dur P 52 MH 133 | 00:14:00 |
8 | Sinfonie Nr. 17 E-Dur MH 151 Perger 44 | 00:19:22 |
12 | Sinfonie Nr. 41 A-Dur MH 508 Perger 33 | 00:12:23 |
15 | Sinfonie Nr. 40 F-Dur MH 507 Perger 32 | 00:15:09 |
18 | Marsch F major MH 421 Perger 59 – Andantino | 00:02:28 |
19 | Marsch D major MH 515 Perger 64 – Andantino | |
20 | Marsch D major MH 441 Perger 62 – Con maestà |
Interpreten der Einspielung
- Deutsche Kammerakademie Neuss (Orchester)
- Frank Beermann (Dirigent)
- Johannes Goritzki (Dirigent)