Johann Melchior Molter
Orchestral Works

Aeolus AE-10037
1 CD/SACD stereo/surround • 78min • 2008
02.12.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Johann Melchior Molter, elf Jahre nach Bach in der thüringischen Provinz als Sohn des Dorfkantors von Tiefenort geboren, erlebte seine schulische und musikalische Früherziehung an der Eisenacher Lateinschule, die auch Bach bis zu seinem 10. Lebensjahr besucht hat: Die mitteldeutsche Musik mit ihrer reichen Kontrapunktik war bei beiden musikalischer Ausgangspunkt. Im Unterschied zu Bach, der nach dem Tod des Vaters bei seinem älteren Bruder eine solide Grundausbildung erhielt und schließlich als 15-Jähriger aus dem Nest Ohrdruf in die große Welt der damals immer noch bedeutenden Stadt Lüneburg flüchtete, blieb Eisenach für Molter der anregende Ort, wo sich musikalische Erfahrungen sammeln ließen. Hier konnte er bereits mit zwölf Jahren Bekanntschaft mit Georg Philipp Telemann schließen, der zwischen 1708 und 1712 das Eisenacher Hoforchester leitete.
Seit 1717 war Molter als Musiker beim badischen Markgrafen in Karlsruhe tätig und machte sich bei seinem hohen Herrn schnell unentbehrlich: Schon nach zwei Dienstjahren wurde ihm bei Weiterzahlung des vollen Gehalts ein Studienaufenthalt in Italien bewilligt. Drei Jahre lang lernte er in Venedig und Rom die modernste italienische Musik kennen, kehrte 1722 nach Karlsruhe zurück und wurde umgehend zum badischen Hofkapellmeister ernannt. Zwischen 1733 und 1741 wirkte Molter als Hofkapellmeister in Eisenach – unterbrochen von einem zweiten Italien-Aufenthalt 1737/38. Seit 1743 war er bis zu seinem Tod 1765 wieder in Karlsruhe angestellt.
Musikalisch stand Molter besonders unter dem Einfluss der italienischen Musik, wie die beiden Instrumentalkonzerte, das Concerto und die Sinfonia dieser Einspielung belegen. Wie sehr Italien die Kreativität dieses hochbegabten Musikers angeregt hat, zeigt die „Sonata grossa“, die Sonate, Suite und Orchesterkonzert in einer Synthese vereint – Molter selbst hat dieses Genre erfunden und ihm auch den Namen gegeben. Die vermutlich für den Eisenacher Hof entstandene Orchestersuite weist Molter auch als versierten Meister im französisch geprägten Stil Georg Philipp Telemanns aus, der gerade an mitteldeutschen Höfen sehr geschätzt wurde.
Mit der Ouvertüre, der Sonata grossa, einem Trompeten- und einem Violinkonzert sowie einer Sinfonia und einem Concerto vereint diese SACD in erstklassiger Klanggestalt ein breites Spektrum von Orchestermusik zu einer abwechslungsreichen Werkschau Johann Melchior Molters. Seit der nunmehr dreißig Jahre währenden Telemann-Renaissance ist klar geworden, welche Schätze bei Bachs Kollegen zu entdecken sind, die nach ihrem Tod meist schnell in Vergessenheit gerieten (dem Thomaskantor erging es zunächst ja auch kaum anders). Wie schon vorher bei den Johann Friedrich Fasch und Johann Wilhelm Hertel gewidmeten Aufnahmen zeigen sich die Musiker des Main-Barockorchesters Frankfurt auch bei Johann Melchior Molter als hervorragende Anwälte für die geistvolle und quicklebendige Musik dieser Epoche. Die Anzahl vorzüglicher deutscher Komponisten aus der Grenzregion zwischen Barock und Klassik ist stattlich: Auf eine Fortsetzung der spannenden Tour durch die deutschen Musiklandschaften der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter der berufenen Reiseleitung des Main-Barockorchesters Frankfurt darf man gespannten Mutes hoffen.
Detmar Huchting [02.12.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Melchior Molter | ||
1 | Ouverture C-Dur für Oboen, Streicher und B.c. | 00:18:42 |
6 | Konzert Nr. 2 D-Dur für Trompete, Streicher und Basso continuo | 00:10:25 |
9 | Sonata grossa g-Moll für Oboen, Streicher und B.c. | 00:13:52 |
14 | Violin Concerto F major | 00:11:08 |
17 | Sinfonia A-Dur für Streicher und B.c. | 00:13:45 |
20 | Concerto F-Dur für Oboen, Streicher und B.c. | 00:09:47 |
Interpreten der Einspielung
- Hans-Martin Rux (Trompete)
- Martin Jopp (Violine)
- Main Barockorchester Frankfurt (Orchester)