Georg Philipp Telemann Six Cantatas 1731
cpo 777 297-2
1 CD • 78min • 2007
30.10.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Sie sind der erste gewesen, der mir, in einem zarten Alter, durch sechs gewisse Cantaten von Ihrer Arbeit, die mir damals zu Händen kamen, einen Begriff beygebracht hat, wie Singsachen, wenn sie schön seyn sollen, eingerichtet werden müssen. Diese Cantaten … sind das erste von Musik gewesen, so mir das Herz gerühret hat.“ Johann Friedrich Agricola (1720-1774) richtete diese überschwänglichen Zeilen an Georg Philipp Telemann, Musikdirektor und Kantor des Johanneums in Hamburg. Agricola, Sohn eines Fürstlich-Altenburgischen Juristen, war 1738 zum Jurastudium nach Leipzig gegangen, hatte dort bei Johann Sebastian Bach Orgelunterricht gehabt, hatte sich dann nach Berlin orientiert und wurde 1751 zum Kammermusiker und Hofkomponisten Friedrichs II. ernannt. 1759 rückte er in der Nachfolge Karl Heinrich Grauns zum preußischen Hofkapellmeister auf. Kein kleiner Mann also, der dem berühmten Hamburger Kollegen 1752, aus der gesicherten Position als gemachter Musiker am Hof des musikliebenden Friedrichs des Großen, brieflich so seinen Respekt zollte.
1731 veröffentlichte Telemann die sechs Kantaten dieser CD, von denen bei Agricola die Rede ist, im Selbstverlag. Zwei Jahre später tauchten die Werke in einem Amsterdamer Verlagskatalog unter der Bezeichnung Cantates Galantes auf. Das Wort „galant“ ist hier allerdings nicht im Sinne einer oberflächlich tändelnden erotischen Liebesdichtung zu verstehen: Die Texte behandeln in Poesie verschlüsselt mit ihrem aus der antiker Mythologie genommenen Personal moralische Fragen, mit denen die Aufklärung Liebesdinge auf eine eigenständige, von der christlichen Morallehre unabhängige ethische Grundlage stellen wollte. Telemann liefert im reichen Affektinventar seiner Musik eine emotionale Grundlage für die moralisch belehrenden Texte.
Ludger Rémy und seine Amis de Philippe verbindet (wie der Name schon sagt) ein intensives Freundschaftsverhältnis mit Georg Philipp Telemann, das sich in dieser Einspielung bestens bewährt. Auch Klaus Mertens bestätigt mit brillanten Leistungen in seinen drei Kantaten die Vorfreude, die sich beim Lesen seines Namens auf dem CD-Titel einstellte. Maria Jonas ordnet sich ebenfalls gut in die charmant-dramatische kammermusikalische Atmosphäre ein – doch trüben Intonationsprobleme den Genuss ihrer Kantaten etwas. Das kostet leider einen Punkt in der Bewertung der künstlerischen Qualität, mindert aber nicht die Bereitschaft, diese CD jedem Freund der Musik Georg Philipp Telemanns dringlich ans Herz zu legen.
Detmar Huchting [30.10.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Georg Philipp Telemann | ||
1 | Cantata prima TWV 20:17 | 00:12:18 |
6 | Cantata seconda TWV 20:18 | 00:10:19 |
9 | Cantata terza TWV 20:19 | 00:09:17 |
12 | Cantata quarta TWV 20:20 | 00:10:49 |
15 | Cantata quinta TWV 20:21 | 00:14:31 |
20 | Trisis am Scheideweg - Kantate TWV 20:22 für Alt, Blockflöte, Streicher und Generalbass | 00:20:04 |
Interpreten der Einspielung
- Maria Jonas (Sopran)
- Klaus Mertens (Bassbariton)
- Les Amis de Philippe (Ensemble)
- Ludger Rémy (Leitung)