Ballade
gutingi 238
1 CD • 63min • 2008
16.06.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Eine ansprechende, interessante Zusammenstellung von Flötenmusik, die unter dem sehr allgemein verstandenen Titel „Ballade“ verschiedenes aus dem französischen Repertoire subsumiert, was Flötisten seit je wert und teuer ist, aber auch einige weniger bekannte Fundstücke enthält. Wer kennt beispielsweise die charmante Ballade des französischen Komponisten und Organisten Albert Périlhou (1846-1936), eines Schülers von Camille Saint-Saëns, die uns romantischen Tonfall und ausdrucksvolle Melodik beschert ? Oder die großräumige, unterschiedliche Stilmittel in sich vereinigende Sonata in una Parte des bei Rheinberger in München und Massenet in Paris ausgebildeten Schweizers Joseph Lauber (1864-1952)?
Wesentlich häufiger hört man die 1939 als Pflichtstück für den Genfer Wettbewerb komponierte Ballade für Flöte und Klavier von Laubers Schüler Frank Martin, deren außerordentlicher Beliebtheit bei Flötisten ihre Wirkung aufs Publikum nicht immer die Waage hält. Zu herb erscheint ihre Harmonik, zu kühl ihre aufgewühlte Dramatik. Angenehmere Kost bieten die dankbare zweiteilige Ballade des französischen Komponisten und Dirigenten Philippe Gaubert, der selbst ein vorzüglicher Flötist war, und das stimmungsvolle Andante pastoral et Scherzettino von seinem Lehrer Paul Taffanel, dem Begründer der modernen französischen Flöten-Schule. Klanglich apart und mit ihrem halsbrecherischen Finale äußerst wirkungsvoll gibt sich Agrestide, eine in ländlicher Atmosphäre angesiedelte Komposition von Eugène Bozza (1905-1991), dem Meister der Bläserkammermusik.
Über die Notwendigkeit der Wiedergabe von Debussys genialer Orchesterpartitur Prélude à l’après-midi d’un faune in einer Transkription für Flöte und Klavier (in diesem Fall durch den französischen Komponisten und Musikwissenschaftler Gustave Samazeuilh) mag man streiten. An Debussys einzigartiges Original kann eine solche Reduktion nie heranreichen. Aber für Flötisten bedeutet sie natürlich eine Herausforderung, der sie sich nur zu gerne stellen. Dabei liegt die Hauptlast auf dem Pianisten, der versuchen muss, irgendetwas von der Farbigkeit der Debussyschen Instrumentation zu retten. Die Pianistin Christiane Kroeker empfiehlt sich hier wie im ganzen Programm durch nuancierte Anschlagskultur und sensible Gestaltung. Ihr Ausdrucksradius erscheint letztlich größer als der des Flötisten Hans-Jörg Wegner, der über einen klaren, gleichmäßigen Ton verfügt, gleichwohl in der Höhe die letzten Entfaltungsmöglichkeiten und insgesamt vielleicht einen etwas gezielteren Einsatz seiner beachtlichen Mittel vermissen lässt. Für Flötisten und Flöten-Fans in jedem Fall eine hochinteressante CD, aber auch für den Normalhörer ein sehr sympathischer Ohrenschmaus.
Sixtus König † † [16.06.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Albert Périlhou | ||
1 | Ballade | 00:06:27 |
Eugène Bozza | ||
2 | Agrestide op. 44 | 00:07:43 |
Philippe Gaubert | ||
3 | Ballade | 00:07:02 |
Claude Paul Taffanel | ||
5 | Andante Pastoral et Scherzettino | 00:06:13 |
Joseph Lauber | ||
7 | Sonata in una Parte op. 50 | 00:14:37 |
Claude Debussy | ||
8 | Syrinx L 129 (La Flute de Pan) – Très modéré | 00:02:59 |
9 | Prélude à l'après-midi d'un faune for Orchestra (1892/1894) | 00:10:21 |
Frank Martin | ||
10 | Ballade für Flöte und Klavier | 00:07:06 |
Interpreten der Einspielung
- Duo Cantabile (Ensemble)