hänssler CLASSIC 98.539
1 CD • 66min • 2007, 2008
19.05.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Für die vierte und abschließende Folge seines Brahms-Zyklus‘ hat sich das Verdi Quartett, das im nächsten Jahr sein fünfundzwanzigjähriges Bestehen feiern kann, das Streichquintett G-Dur op. 111 aufgespart, jenes Werk, mit dem sich der siebenundfünfzigjährige Brahms von seiner kompositorischen Tätigkeit verabschieden wollte (was er freilich, angeregt durch die Begegnung mit dem Klarinettisten Mühlfeld, für den er noch das a-Moll-Trio, das h-Moll-Quintett und zwei Sonaten schrieb, bekanntermaßen nicht einhielt). Das vermeintliche „Abschiedswerk“ ist alles andere als ein wehmütiger Abgesang – es ist ein optimistisches Werk, das vom weit ausholenden Cello-Thema des Kopfsatzes bis zum „ungarischen“ Finale jugendliche Frische und Kraft ausstrahlt – ein Eindruck, den auch das nachdenkliche Variationen-Adagio und das flüchtige Scherzo nicht zu trüben vermögen. Die oftmals sinfonische Faktur erinnert daran, dass Brahms sich ursprünglich mit dem Gedanken trug, eine fünfte Sinfonie zu schreiben.
Unter diesem Aspekt wirkt die Koppelung mit dem dreißig Jahre früher entstandenen Sextett B-Dur op. 18 – Brahms‘ erstes Kammermusikwerk ohne Beteiligung des Klaviers – sehr schlüssig. Auch dieses besitzt sinfonischen Atem und strebt – nicht nur im berühmten Andante, ma moderato mit seinen sechs großartigen Variationen über einem gleichbleibenden Bassfundament – nach orchestraler Klangfülle. Die kunstvolle Verschränkung klassischer Formschemata, die Einheitlichkeit des thematischen Materials und der schwärmerische Grundzug machen die Begeisterung nachvollziehbar, mit der sich Clara Schumann und Joseph Joachim über das Werk äußerten.
Für die in Zusammenarbeit mit dem Deutschlandfunk entstandene Aufnahme hat sich das Verdi Quartett, in dem hier neben Susanne Rabenschlag (Violine), Karin Wolf (Viola) und Zoltan Paulich (Violoncllo) noch Johannes Hehrmann als zweiter Geiger zu hören ist, wieder der Mitarbeit der beiden Gründungsmitglieder des legendären Melos Quartetts, des Bratschers Hermann Voss und des Cellisten Peter Buck, versichert. Dies ergibt den seltenen Glücksfall von sechs emanzipierten Musikern, die sich auf Grund langjähriger Kammermusikerfahrung zu einem homogenen Ensemble ergänzen – ein krönender Abschluss für einen gelungenen Zyklus.
Sixtus König † † [19.05.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johannes Brahms | ||
1 | Streichsextett Nr. 1 B-Dur op. 18 | 00:36:14 |
5 | Streichquintett Nr. 2 G-Dur op. 111 | 00:29:56 |
Interpreten der Einspielung
- Verdi Quartett (Ensemble)