Robert Schumann
Fantasiestücke, Kreisleriana, Waldscenen...

Alpha Productions 135
2 CD • 2h 20min • 2001, 2006
25.02.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die sechste Ausgabe der Klavierwerke/Kammermusik-Edition mit dem französischen Pianisten Eric Le Sage als Hauptinterpreten befindet sich auf gutem Weg. Als Solist ist dieser Musiker – wohl als erster gallischer Schumann-Gesamtdarsteller – ein kundiger, wie mir vorkommt auch belesener Deuter der geheimen und offenkundigen Botschaften Schumanns in den Wechselfällen von literarischen Abenteuern, von Naturschilderungen und post-barocken Formalübungen (op. 72). In den weitgreifenden, passionierten Tastenerkundungen am Beginn der Kreisleriana hütet sich Le Sage zu übertreiben, zu überhitzen (ich denke da an die extrem vehemente, gleichwohl gerade noch beherrschte Melodya/Eurodisc-Einspielung mit Viktoria Postnikova). Le Sage führt durch die Schluchten, Bebungen und Lichten dieser Kreisleriana mit hellem, positiven Ton, verliert sich nicht in Verzweiflung, vielmehr gibt er Auskunft über die vordergründig wesentlichen Farben und Linien. So sind auch seine Waldszenen ein akustisches Klangschauspiel von gesunden, normalen Ereignissen, ohne Kempffsche Choral-Prophetie im Mittelteil der Nummer 7, ohne Richters geradezu religiöse Bedachtsamkeit im Eröffnungsstück, aber sympathisch im Hinblick auf gleichsam erzählerische Leutseligkeit und resoluten Zugriff etwa in den akkordischen Verschärfungen des Aufschwungs oder in der schweifenden Düsternis der Des Abends-Studie.
Tadellos wirkt die Zusammenarbeit mit Frank Braley in den von Debussy eingerichteten Etüden in Kanonform und in den leider selten im Konzertsaal zu hörenden Bilder aus Osten. Und auch die mit zwei Cellisten und einem Hornisten bestückten Variationen op. 46 bezeugen, wie verantwortlich, genauer: wie motiviert dieses internationale Schumann-Team sich aller Werke des deutschen Komponisten annimmt.
Die alte Decca-Aufnahme mit dem Kurzzeit-Duo Ashkenazy – Frager und (neben anderen) dem britischen Hornisten Barry Tuckwell stelle ich mit dieser Alpha-Aufnahme im Hinblick auf Klang und werkkritische Einfühlung auf die diskographisch gleiche Stufe. Wir haben hier als insgesamt eine gelungene Teil-Edition auf dem Weg zur pianistisch-kammermusikalischen Totaleroberung des Schumannschen Repertoires.
Vergleichsaufnahmen: Op. 12: Richter (DG), Itoh (Fontec FOCD 9321; op. 16: Itoh (Fontec FOCD 9321; op. 72: Vorraber (Thorofon CTH 2525), Itoh (Fontec FOCD 9318), Demus (Nuova Era NE 7353, op. 82: Richter (DG 459018-2), De Beenhouwer (Phaedra 292018), Haskil (Philips 475 7739), Vorraber (Thorofon CTH 2530), Bringuier Nicola (audite SACD 92.563); op. 66: Verhagen – Komen (Globe 5188), Dirani - Amelotti (fonè 97 F 08/9), Tal – Groethuysen (Sony SMK 87314); op. 46: Ashkenazy, Frager, Tuckwell u.a. (Decca).
Peter Cossé † [25.02.2009]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Robert Schumann | ||
1 | Kreisleriana op. 16 (Fantasien für Pianoforte) | 00:29:33 |
9 | Vier Fugen op. 72 | 00:11:05 |
13 | Fantasiestücke op. 12 | 00:26:03 |
CD/SACD 2 | ||
1 | Andante und Variationen op. 46 für 2 Violoncelli, 2 Klaviere und Horn | 00:18:59 |
2 | Drei Studien in kanonischer Form aus op. 56 (Nr. 2, 4, 5 - 1845) | 00:14:55 |
8 | Bilder aus Osten op. 66 (6 Impromptus) | 00:15:47 |
14 | Waldszenen op. 82 | 00:21:24 |
Interpreten der Einspielung
- Eric Le Sage (Klavier)
- Frank Braley (Klavier)
- François Salque (Violoncello)
- Victor Julien-Laferrière (Violoncello)
- Bruno Schneider (Horn)