Joseph Haydn Complete Symphonies Vol. 11
hänssler CLASSIC 98.526
1 CD • 75min • 2008
13.10.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Gesamteinspielung der Haydn-Sinfonien unter Thomas Fey hat inzwischen Vol. 11 erreicht. Spannend ist das Projekt durch die Verwendung historischer Hörner, Trompeten und Pauken, insbesondere aber auch das Heranziehen eines Continuo-Instrumentes – in diesem Fall eines Cembalos –, was der damaligen Aufführungspraxis entspricht. Zu beachten wäre dabei allerdings, daß Haydn zumindest seine Londoner Sinfonien vom Fortepiano aus begleitete und die in der Kapelle von Esterhaz aufgeführten Kirchensinfonien mit einem Orgel-Continuo rechnen. Das Booklet schweigt sich über derlei Feinheiten leider aus; der Name des Cembalo-Spielers hätte auch verdient, genannt zu werden – zumal eine derartige Berücksichtigung bei Haydn nicht selbstverständlich ist. Sogar bekannte Größen der Aufführungspraxis verzichten bis heute bei Haydn auf ein Continuo. Interessant wäre es auch zu erfahren, wie die Streicher (dem Booklet nach "moderne Instrumente") bespannt sind, und welche Bögen verwendet werden. Manches im Streicherspiel scheint mir auf modernen Bögen nicht möglich, und mir stellt sich die Frage, ob nicht zumindest die oberen Saiten aus umsponnenem Darm oder Gold bestehen.
Das Orchester musiziert insgesamt vorzüglich; es gibt nur hin und wieder minimale Wackeleien in den Geigen. Die Darstellungen sind beredt und plastisch, die Tempi im großen und ganzen korrekt. Man sollte also mehr als glücklich mit einer solchen Aufnahme sein. Und doch will der Funke bei mir so recht nicht überspringen. Mir fehlen die großen Bögen, das Tänzerische und Federnde des Klangs, oft auch das Bestürzende, Erschütternde dramatischer Momente, wie es beispielsweise Roger Norrington oder Nikolaus Harnoncourt so unnachahmlich hinbekommen. Der Dirigent scheint mir immer weit mehr mit dem Kopf als mit dem Herzen bei der Sache. Überspitzt formuliert: Selbst der launige, informative Booklet-Text von Eckhardt van der Hoogen wirkt beseelter. Sucht man nach Erklärungen, findet man sie vielleicht in Details: Wenn ein Dirigent von "seinen Musikern" redet oder schreibt, höre ich in Gedanken immer meine Großmutter: "Mach mal die Augen zu. Was Du dann siehst, das ist Deins." Und wenn der Darstellung der Vitae des Dirigenten und des Orchesters im Booklet fast so viel Platz eingeräumt wird wie dem Komponisten und seinem Werk, ist das auch bezeichnend – Attitüden, die ich im Musizieren durchaus herauszuhören glaube.
Dr. Benjamin G. Cohrs [13.10.2008]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Joseph Haydn | ||
1 | Sinfonie Nr. 57 D-Dur Hob. I:57 | 00:30:06 |
5 | Sinfonie Nr. 59 A-Dur Hob. I:59 (Feuersinfonie) | 00:21:32 |
9 | Sinfonie Nr. 65 A-Dur Hob. I:65 | 00:23:46 |
Interpreten der Einspielung
- Heidelberger Sinfoniker (Orchester)
- Thomas Fey (Dirigent)