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Besprechung DVD-Video

Yehudi Menuhin The Swiss Years

Mesch&Ugge 7640110520208

2 DVD-Video • 2h 06min • 1946, 1929

27.05.2008

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Als ich mit neun Jahren meinen ersten Geigenunterricht erhielt, war für mich Yehudi Menuhin, den ich kurz darauf live im Konzert erleben konnte, der größte Geiger überhaupt. In späteren Jahren habe ich seine Auftritte im Rundfunk und Fernsehen verfolgt und auch einige Schallplatten mit ihm besessen. Da gab es auch weniger Berauschendes zu hören, denn das einstige Wunderkind hat in seiner langen Karriere sehr viele Krisen durchzustehen gehabt und häufig mit akuten technischen Problemen kämpfen müssen. „The greatest violin virtuoso of the 20th century“, wie er auf dem Cover der vorliegenden Filmdokumentation genannt wird, war er also mit Sicherheit nicht. Aber eine der bedeutendsten Musikerpersönlichkeiten seiner Zeit, bei der es keine Trennung von Musik und humaner Aussage gab, war er ohne jeden Zweifel. Das Filmfeature The Swiss Years vermittelt die Faszination, die von diesem Mann ausging, der so etwas wie ein musikalischer Dalai Lama war.

Hergestellt wurde die Dokumentation von der Schweizer Filmfirma Mesch & Ugge, die 1999 von dem Fernsehjournalisten Beat Hirt gegründet wurde und seither mehrere biographische Dokumentarfilme produziert hat über internationale Persönlichkeiten, die in einer besonderen Beziehung zur Schweiz standen, wie Charlie Chaplin und der Clown Grock. Auch Yehudi Menuhin gehört in diesen Kreis. Schon als 13jähriger hatte er in Basel Unterricht bei Adolf Busch erhalten, 1954 siedelte er dann mit seiner Familie von Kalifornien nach Gstaad über, wo er bald darauf ein eigenes Festival gründete, bei dem er mit Musikerfreunden aus aller Welt zusammentraf.

In einer geschickt aufgebauten Collage haben die im Booklet nicht namentlich genannten Macher der Dokumentation Material aus sieben Jahrzehnten zusammengefügt: bisher unveröffentlichte Konzertmitschnitte, private Handkamerafilme, beeindruckende Naturaufnahmen und zahlreiche Interviews – mit dem Meister selbst (der in nicht weniger als vier Sprachen perfekt parliert), seinen Kindern, seinen Schülern und seinen Partnern bei der Ausrichtung des Festivals. Die Schweizer Jahre sind dabei nur der Aufhänger für ein facettenreiches Porträt des Künstlers, des Menschen und des Zeitgenossen Menuhin.

Dem knapp einstündigen Film ist auf einer zweiten DVD eine Materialsammlung beigefügt. Da kann man sich einige der Interviews zusammenhängend und in aller Ausführlichkeit anhören. Und da erlebt man – ein wahrhaft bewegendes Dokument – die Rückkehr des Geigers nach Berlin im Jahre 1946, wo er mit den Berliner Philharmonikern unter Sergiu Celibidache das Violinkonzert von Brahms spielte. Vor laufender Kamera begrüßt der charismatische Dirigent den Geiger gleichsam stellvertretend für das Orchester und die Stadt mit warmen, ungekünstelten Worten und Menuhin antwortet genau so schlicht und ehrlich, wie sehr er sich freue, wieder in dieser Stadt arbeiten zu dürfen. Da ist nichts von Show zu spüren. Es folgt der Probenmitschnitt des 2. Satzes, der von allen Beteiligten mit einem geradezu heiligen Ernst ausgeführt wird. Man wird sich bewusst, daß Musik damals etwas Größeres, weil Existentielleres war als in unserem heutigen kommerzialisierten Musikbetrieb.

Ekkehard Pluta [27.05.2008]

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