Josef Gabriel Rheinberger Kammermusik mit Orgel
Carus 83.441
1 CD • 73min • 2007
07.02.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Kammermusik für Orgel und Streichinstrumente gehört zu den eher vernachlässigten Formen des klassisch-romantischen Repertoires. Umso höher müssen die Beiträge Josef Gabriel Rheinbergers (1839 – 1901) zu dieser klanglich höchst reizvollen Spielart bewertet werden. Eine Spielart, die auf der vorliegenden, hervorragend produzierten Aufnahme der Suiten op. 166 für Violine und Orgel, op. 149 für Orgel, Violine und Violoncello sowie der Drei Stücke aus op. 150 für Violoncello und Orgel eine bestechende, stellenweise gar betörende Wiedergabe erfährt.
Das für Rheinberger so typische Miteinander von romantischer Tonsprache, klassischer Strenge, kontrapunktischer Meisterschaft und behutsamem Aufgreifen barocker Formtypen erschließt sich nicht unbedingt beim ersten Höreindruck – zu soghaft wirkt sein ausgewogener Personalstil. Dagegen fällt sein bemerkenswerter Sinn für anmutige melodische Linienführungen sofort ins Ohr, ebenso das ausgeprägte Gespür der Interpreten für deren expressive Ausgestaltung. Der ganze Reiz des kunstvoll verwobenen Stimmgeflechts von Violine, Cello und Orgel eröffnet sich dem Hörer allerdings erst nach mehrmaligem Hören. Das mag an der in Teilen vielleicht zu vorhersehbaren Schreibweise Rheinbergers liegen, die des öfteren zündende Ideen vermissen lässt. Doch mit welcher Verve und Stilkundigkeit die Zakhar-Bron-Schülerin Melina Mandozzi (Violine), Orfeo Mandozzi (Violoncello) und Hannfried Lucke (Orgel) diese Musik beleben und stets die Transparenz der musikalischen Faktur wahren – das ist wirklich hörenswert.
Dynamisch hervorragend ausbalanciert ist das Spiel der Geigerin und des Organisten in der Suite op. 166. Das vollendete Legato, wohl dosierte Rubati und die geschmackvolle Registrierung Hannfried Luckes sowie Melina Mandozzis leichte bis glutvolle Tongebung und Phrasierung betonen den ungehemmten eleganten Fluss dieser Musik, deren Melodik und Harmonik oftmals eindeutige Schlusswirkungen aussparen. Dass die Geigerin ihre beeindruckende Technik wie selbstverständlich mit großer Eloquenz zu verbinden weiß, demonstriert sie besonders im Moto-perpetuo-Finale: Beeindruckend, wie sie hier dem vorwärtsdrängenden virtuosen Passagenwerk Form und Farbe verleiht, unterstützt von feinen klanglichen und dynamischen Abstufungen der Orgel. Rundum überzeugend auch das leidenschaftliche Spiel des Cellisten Orfeo Mandozzi, der mit voluminösem Ton und ausgefeilter Dynamik den Gefühlsüberschwang der Drei Charakterstücke aus op. 150 nie in süßliche Sentimentalität abgleiten lässt. Das Prunkstück der CD ist zweifellos die Suite op. 149 – eine in ihrer Sprache und formalen Anlage dem klassisch-romantischen Klaviertrio wie der barocken Triosonate nahestehende Komposition mit sinfonischem Gestus. Das intonatorisch makellose Spiel von Melina und Orfeo Mandozzi ist von einer Intensität, die vor allem in dem harmonisch raffinierten Variationssatz und der atmosphärisch dichten Sarabande ein Ereignis ist. Dazu gesellt sich Hannfried Lucke an der Schwarz-Orgel im Dom zu St. Blasien, deren Disposition mit zahlreichen 8’- und 4’-Registern wie geschaffen für dieses Werk scheint. In den vorangegangenen Kompositionen konnte ihre große Klangvielfalt nur erahnt werden. In op. 149 vermag sie Lucke nunmehr wirkungsvoll und gezielt einzusetzen – durchaus das i-Tüpfelchen dieser Aufnahme.
Christof Jetzschke [07.02.2008]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Josef Rheinberger | ||
1 | Suite c-Moll op. 166 für Violine und Orgel | 00:22:46 |
2 | Sechs Stücke op. 150 für Violine und Orgel | 00:03:44 |
3 | Suite op. 149 für Violine, Violoncello und Orgel | 00:37:33 |
Interpreten der Einspielung
- Melina Mandozzi (Violine)
- Orfeo Mandozzi (Violoncello)
- Hannfried Lucke (Orgel)