Tudor 7145
1 CD/SACD • 57min • 2006, 2005
06.12.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Zwei ganz unterschiedliche Werke aus Igor Strawinskys vielgesichtigem Schaffen stellt diese Neuproduktion einander gegenüber: Das Skandal-Ballett Le Sacre du Printemps, Höhepunkt und Abschluss von Strawinskys „russischer“ Periode, uraufgeführt 1913 in Paris mit der Choreographie von Vaslav Nijinsky durch Serge Diaghilews Ballet Russe, und die gut dreißig Jahre später entstandene Sinfonie in drei Sätzen, Ausdruck von Strawinskys Beschäftigung mit der Tradition in seiner „neoklassischen“ Periode, uraufgeführt 1946 als Auftragswerk der New Yorker Philharmoniker. Längst hat der Sacre seine Schrecken verloren und sich als beliebtes orchestrales Showpiece etabliert. Gleichzeitig stellt er mit seinen grellen Dissonanzen, der Emanzipation des Rhythmischen und der Bevorzugung instrumentaler Grenzbereiche ein Schlüsselwerk der Musik des 20. Jahrhunderts dar.
Erheblich seltener begegnet man der Sinfonie, Strawinskys dritter Auseinandersetzung mit dieser traditionsbeladenen Form, einem konzis gearbeiteten Werk, das (anders als der Sacre) seine Wirkung nicht so sehr aus der überraschenden Aneinanderreihung kontrastierender Aktionen, sondern mehr aus einer zusammenhängenden Entwicklung bezieht. Während sich der Sacre des vollen spätromantischen Orchesterapparates bedient, geht die Sinfonie nur wenig über die klassische Besetzung hinaus, erweitert um Klavier (der erste Satz war ursprünglich als Bestandteil eines Klavierkonzerts geplant) und Harfe (das Material des zweiten Satzes entstammt den Skizzen zu einem aufgegebenen Filmprojekt nach Franz Werfels Lied der Bernadette). Das lebhafte Finale schlägt in seiner Motorik eine Brücke zurück zum Sacre.
Die Bamberger Symphoniker unterstreichen mit dieser Veröffentlichung ihren Anspruch, in der ersten Liga der großen Orchester mitspielen zu wollen. Chefdirigent Jonathan Nott, der beim Sacre die revidierte Ausgabe von 1967 benutzt, setzt auf eine klare, geordnete Wiedergabe aller Stimmen. Den frenetischen Taumel, den andere Dirigenten beim Sacre entfachen, erlebt man bei ihm nicht, das Fantastische und Ekstatische sind nicht seine Sache. Auch das Atmosphärische der lyrischen Episoden tritt hinter die klare Durchhörbarkeit zurück. Die Tempi sind durchweg gemäßigt und erlauben dem Orchester eine massive Klangentfaltung. Die in Co-Produktion mit dem Bayerischen Rundfunk entstandene Aufnahme ist sehr direkt, dabei gut räumlich organisiert. Kurz: So viele von Strawinskys Noten bekommt man nicht auf jeder CD zu hören.
Sixtus König † † [06.12.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Igor Strawinsky | ||
1 | Le Sacre du Printemps (Bilder aus dem heidnischen Rußland in zwei Teilen) | 00:34:21 |
15 | Sinfonie in drei Sätzen | 00:22:31 |
Interpreten der Einspielung
- Bamberger Symphoniker - Bayerische Staatsphilharmonie (Orchester)
- Jonathan Nott (Dirigent)