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Besprechung CD

Charles Ives

Sämtliche Psalmvertonungen

SWRmusic 93.224

1 CD • 45min • 2007

13.01.2009

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Es ist großartig, dass sich das Label Hänssler Classic in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk an die Gesamtaufnahme der Chorpsalmen von Charles Ives gewagt hat. Wahrhaftig kein leichtes Unterfangen – von kommerziellen Aspekten ganz zu schweigen. Mit dem hauseigenen Chor, dem SWR Vokalensemble Stuttgart unter Leitung von Marcus Creed, hat man sich wohl die denkbar besten und erfahrensten Interpreten dieser schwierig zu realisierenden und daher auch selten zu hörenden Musik ausgesucht. Creed und sein Chor bieten eine rundum überzeugende, engagierte Leistung und umschiffen die teils erheblichen technischen Verzwicktheiten mit professioneller Souveränität.

An den Interpreten liegt es daher nicht, wenn mich die Aufnahme insgesamt nicht überzeugt. Gut, die Tontechnik hätte den Chorklang ein wenig präsenter und vor allem wärmer einfangen können – doch ist es die Musik selbst, die bei mir auch nach mehrfachem Hören ihre Fragezeichen hinterlässt.

Abgesehen von Psalm 42, einem Jugendwerk, entstanden die Psalmvertonungen zwischen 1894 und 1902. Es sind in der Tat kühne Versuche, die kraftvolle biblische Sprache in Klang zu setzen. Da sich die Musik oft bis zur Vielstimmigkeit auffächert, konzipierte Ives den Chorsatz der besseren Textverständlichkeit wegen meist homophon. In einigen Stücken, etwa Psalm 135 (einem „Anthem processional“), erweitert er den Chorklang mit Orgel, Blechbläsern und Schlagzeug.

Man kann Ives kompositorische Originalität sicher nicht absprechen. Schon früh evozierte er in manchen Werken eigene Klangwelten, die sich weit abseits dessen bewegten, was seine Zeitgenossen (zumal in Europa) produzierten. Dennoch: Manches wirkt für mich wie absichtlich gegen den Strich der Tradition gebürstet, gewollt oder zuweilen auch schlicht ungelenk in der Stimmführung, im Umgang mit der Tonalität oder ungeschickt in der Instrumentation. So kunstvoll Ives auch intellektuell mit der Form spielt, so amorph und wenig griffig bleibt oft das klangliche Resultat. Ich möchte dem Autor des Textheftes duchaus beipflichten, wenn er an einer Stelle von Ives als „pragmatischem Bastler“ spricht. Meisterhafte Vollendung kann meiner Meinung nach jedenfalls keine der Psalmvertonungen für sich proklamieren. Trotzdem verdienen die Stücke allein ihres Repertoirewerts wegen Aufmerksamkeit.

Die kompetenten Werkeinführungstexte von Prof. Wolfgang Rathert erweisen sich für den Hörer als überaus hilfreich beim Erschließen dieser sperrigen Musik. Eine mustergültige Produktion – auch was die Edition des Textheftes anbelangt.

Heinz Braun † [13.01.2009]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Charles Ives
1Psalm 90 Lord, thou hast been our dwelling place 00:10:13
2Psalm 24 The Earth is the Lord's 00:03:27
3Psalm 67 God be merciful unto us 00:02:30
4Psalm 135 Praise ye the Lord 00:04:53
5Psalm 14 The fool hath said in his heart 00:04:29
6Psalm 25 Unto thee, o God, do I lift my soul 00:08:09
7Psalm 100 Make a joyful noise unto the Lord 00:01:52
8Psalm 54 Save me, O God, by thy name 00:03:31
9Psalm 150 Praise ye the Lord, Praise God in his sanctuary Halleluja 00:02:02
10Psalm 42 As pants the Hart 00:03:29

Interpreten der Einspielung

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