Organ Treasure The Munich Odeon Organ
OehmsClassics OC 622
1 CD/SACD stereo • 80min • 2005
02.01.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Das Münchner Odeon, von Leo von Klenze zwischen 1826 und 1828 erbaut und sowohl als Sitz des königlichen Konservatoriums wie auch als international bedeutender Konzertsaal genutzt, wurde 1944 zerstört; seine ursprüngliche Orgel blieb jedoch aus mehr oder weniger zufälligen Gründen erhalten. Die 1887 von Franz Borgias Maerz erbaute Orgel war zwischen 1905 und 1906 abgebaut und durch eine größere Orgel aus der Werkstatt der Orgelbaufamilie Walcker ersetzt worden; seit 1907 ist das prächtige historische Instrument, das ab 1997 von Jean-Paul Edouard restauriert wurde, in der Münchner Pfarrkirche St. Rupert. Das vorliegende Porträt der Orgel, eingespielt durch den an St. Rupert wirkenden Andreas Götz, stellt sie mit einem reizvollen Programm seltener Werke süddeutscher Spätromantiker vor.
Die einzelnen Stücke wurden so ausgesucht, daß sie die Charakteristik des wertvollen Instrumentes plastisch präsentieren. Bruckners frühes Vorspiel und Fuge c-Moll zeigt die beeindruckende Massivität des vollen Apparates; gleichzeitig erreicht Götz aber auch durch die geschickte Registrierung größtmögliche Transparenz. Dies gilt auch für das Festpräludium für Orgel in memoriam Anton Bruckner von Vinzenz Goller, entstanden zur ideologisch fragwürdigen Überführung der Brucknerbüste in die Walhalla 1937, eine bedeutungsschwangere, mit Zitaten gespickte Reminiszenz an Bruckners Sinfonik, deren schwere Blöcke Götz kraftvoll wuchtet, wenn auch die Angestrengtheit durchklingt.
Die Demonstration des schieren Volumens der Orgel wird ergänzt durch die Werke Liszts und Regers, welche besonders die Tiefe und Hintergründigkeit des Instrumentes zum Vorschein bringen. In Lizsts Variationen über Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen faszinieren die dumpfen, tiefgründelnden, ja, selbst geräuschhaften Elemente, das Spiel mit dem Nachhall innerhalb des mit neuester SACD-Technik überlegen eingefangenen Kirchenraumes, während Regers stellenweise geradezu apokalyptische Phantasie über den Choral Wachet auf, ruft uns die Stimme die fernen Piano-Register der alten Odeonsorgel auslotet. Das repertoirepolitische Schmankerl dieser rundum gelungenen Aufnahme, eines wahren „Orgelschatzes“, ist jedoch Josef Rheinbergers Orgelsonate Nr. 9 b-Moll, eine hinreißende Mischung aus kontrapunktischer Substanz und melodisch-harmonischem Schmelz.
Prof. Michael B. Weiß [02.01.2008]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Anton Bruckner | ||
1 | Vorspiel und Fuge c-Moll | 00:05:13 |
Vinzenz Goller | ||
2 | Festpräludium in memoriam Anton Bruckner | 00:05:11 |
Franz Liszt | ||
3 | Variations on Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen S 179 | 00:19:33 |
Josef Rheinberger | ||
4 | Orgelsonate op. 142 | 00:28:55 |
Max Reger | ||
7 | Fantasie und Fuge über den Choral "Wachet auf, ruft uns die Stimme" op. 52 Nr. 2 | 00:20:40 |
Interpreten der Einspielung
- Andreas Götz (Orgel)