Ondine ODE 1101-5
1 CD/SACD stereo/surround • 75min • 2006
25.09.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der polnische Komponist Andrzej Panufnik (1914-1991) ist im englischen Exil bekannter geworden als im übrigen Europa. Hier entstanden zwischen 1964 und 1991 mehr als dreißig Werke, darunter allein sieben Sinfonien. Die vorliegende Neuaufnahme einiger markanter Werke macht mit Stil und Eigentümlichkeiten des Komponisten bekannt. Panufniks Musik hat nicht die Originalität und Modernität seines Altersgenossen Witold Lutoslawski. Sie wirkt oft wie eine Melange, in der sich Züge der englischen und amerikanischen Sinfonik des 20. Jahrhunderts finden, manchmal scheint Minimalismus oder Einfachheit durch. Panufnuk hat ein Gespür für eine effektvolle Dramaturgie, er liebt große Streicherflächen, weit gesponnene Klangteppiche, das Heroische und das Hymnische.
Die Heroische Overture ist ein musikalisches „Glaubensbekenntnis“. Ursprünglich war sie als patriotisches Werk für Polen gedacht, das sich 1939 noch gegen Nazi-Deutschland zu Wehr setzen konnte. Erst im wiederum unterdrückten Nachkriegspolen vollendete der Komponist 1952 sein Werk, 1969 unterzog er es einer Revision. Besonders charakteristisch für Panufniks Stil ist diese „Gebrauchsmusik“ indes nicht: Polnisch ist das Thema, polnisch ist die vaterländische Hymne Warszawianka, auf der die Komposition beruht.
Typischer für Panufniks Stil sind die beiden Sinfonien: Sie zeigen die Vorliebe des Komponisten für die Einsätzigkeit – freilich mit Untergliederungen –, melodisches Komponieren ohne eigentlich fassbare, klar identifizierbare Themen sowie konzertante Elemente. Die Sinfonia sacra, seine 1964 uraufgeführte dritte Sinfonie, konzipierte Panufnik als Tribut an ein Jahrtausend polnischer Christenheit und Staatlichkeit sowie als Ausdruck (seiner) religiösen und patriotischen Gefühle: „Wegen dieser Inspirationsquelle wollte ich eine Komposition von ausgesprochen polnischem Charakter, und darüber hinaus kam es mir darauf an, die katholische Tradition zu betonen, die in meinem Heimatland so tief verwurzelt ist.“ Deshalb auch die Verwendung des gregorianischen Gesangs Bogurodzica, des ältesten überlieferten Kirchenliedes in polnischer Sprache. Den vorwiegend stillen Passagen der Visionen I und II stellt Panufnik die dramatische Vision III gegenüber. Das Werk schließt dann aber mit einem ausgedehnten Hymnus.
Die sechste Sinfonie, Sinfonia di Sfere, von 1974/75 bezieht sich auf das Weltall, besonders die kugelförmigen Himmelssphären. Dieser Bezug fand seinen Niederschlag in den konstruktiven Elementen des Werkes. Geometrie und Zahlen spielen eine besondere Rolle, auch gewisse visuelle Vorstellungen – freilich eher als lockerer Rahmen für das Ganze. In der Sinfonie finden sich regelmässige Kontraste zwischen Andante- und Allegro-Abschnitten, viele sehr spielerische Momente, brillante wie heftige Passagen der Schlagzeuger, markante Blechbläsersoli, aber auch ein satter Streicherton.
Landscape, in der überarbeiteten Fassung 1965 uraufgeführt, nannte der Komponist „den Versuch der musikalischen Vermittlung einer imaginären, unbegrenzten, melancholisch stimmenden Landschaft“, ähnlich der, die er im englischen Suffolk oder früher in Polen sah. Das musikalische Material ist einfach. Die imaginäre Landschaft ist am meisten charakterisiert durch einen schlichten Gesang, wie wir ihn von Arvo Pärt kennen.
Großes Lob für das Philharmonische Orchester aus dem finnischen Tampere. Unter Leitung von John Storgards, Chefdirigent seit Herbst 2006, legt es sich mächtig für Panufniks Musik ins Zeug. Musiziert wird mit Nachdruck und Virtuosität: mit Kraft und Zurückhaltung, mit Volumen und Zartheit, aber auch sehr subtil und intim. Zu hören sind nicht nur beachtliche technische Qualitäten aller Gruppen, sondern auch großartige Einzelleistungen in den Soli. Klangtechnisch wurde das brillant eingefangen.
Peter Heissler [25.09.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Andrzej Panufnik | ||
1 | Heroic Overture | 00:06:58 |
2 | Sinfonia di Sfere | 00:33:48 |
9 | Landscape | 00:08:29 |
10 | Sinfonie Nr. 3 (Sinfonia Sacra) | 00:25:35 |
Interpreten der Einspielung
- Tampere Philharmonic Orchestra (Orchester)
- John Størgårds (Dirigent)