Mirijam Contzen
Zemlinsky • Schubert • Brahms
OehmsClassics OC 596
1 CD • 67min • 2006
17.09.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Musikalisch insgesamt sehr erfreulich geriet diese Koproduktion mit dem Bayrischen Rundfunk, die insbesondere bekannt macht mit einer Rarität der Literatur für Geige und Klavier – der zwanzigminütigen Serenade A-Dur von Alexander von Zemlinsky. Ihr wurde verschiedentlich vorgeworfen, daß der Kopfsatz keine Sonatenform hat und Zemlinsky nach der herben Kritik von Brahms an seinem (heute in Teilen verschollenen) Streichquintett so verschreckt war, dass die Serenade insgesamt allzu oberflächlich geriet. Hört man jedoch die spielfreudige, sorgsam differenzierte Wiedergabe von Mirijam Contzen und Herbert Schuch, bleibt von derlei Kritik nicht viel übrig. Man darf auch nicht übersehen, daß eine Serenade (oder Suite, wie das Stück auch manchmal bezeichnet wird) eben keine Sonate ist, sondern im Wesentlichen eine Reihung von Tanz-Sätzen. Unterhaltsam und gefällig ist das Werk allemal. Geradezu verblüffend ist die Wirkung des tief empfundenen, dramatischen Adagios nach der kurzen, heiter-sorglosen Intrada (Notabene: Im Booklet stehen nur die Tempo-Angaben; Zemlinskys Satzbezeichnungen – Intrada, Adagio, Scherzo, Walzer, Finale – fehlen.) Das Scherzo hat Esprit und Witz, der Walzer gefälligen Charme, und das Finale verbindet all'ungharese-Elemente mit der Geläufigkeit eines Perpetuum mobile. Fast möchte man an manchen Stellen dieses kuriosen Satzes meinen, Zemlinsky mache sich parodistisch über Brahms ein wenig lustig. Schön wäre es deshalb gewesen, wenn auf diesen Satz gleich die Brahms-Sonate folgen würde. Stattdessen kommt Schuberts späte C-Dur-Fantasie, die aufgrund ihrer musikalischen Größe vielleicht besser an den Anfang der CD gepaßt hätte.
Mirijam Contzen und Herbert Schuch haben in die Fantasie wie auch in die dritte Sonate von Brahms hörbar viel wohl überlegte Arbeit investiert. Die Kontraste und Schattierungen sind stark. Die Geigerin wagt ein zerbrechliches, fast unhörbarbares pianissimo, doch vermeidet sie das Herausplatzen lauter Stellen. Das etwas rauhe Timbre ihres Instruments gefällt ebenso wie ihre Bemühtheit, den Hörer nicht mit ihrem Vibrato zu überfallen, das entsprechend der heutigen Mode sehr schnell und dicht ist. Durch dieses Vibrato bekommen selbst ruhige Stellen immer wieder eine Hysterie, die dem geforderten Ausdruck entgegenwirkt.
Im Klang wirkt die Geige nicht, wie so oft, aus der Mitte des Flügel heraus kommend; stattdessen ist sie links und der Flügel rechts aufgestellt. Beide Instrumente kommen auf diese Weise optimal zur Geltung, Balanceprobleme sind überzeugend gelöst, der Flügel deckt die Geige nie zu. Dialogische Stellen wirken plastisch, weil sich die Partner hörbar die Bälle zuspielen; auch die kontrapunktische Faktur kommt klar heraus. Der leicht angeschärfte Klang der CD hat viel Präsenz, wirkt natürlich und sehr räumlich.
Dr. Benjamin G. Cohrs [17.09.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Alexander Zemlinsky | ||
1 | Serenade A-Dur für Violine und Klavier | 00:20:47 |
Franz Schubert | ||
6 | Fantasie C major D 934 for Violin and Piano (Sei mir gegrüßt) | 00:25:08 |
Johannes Brahms | ||
7 | Sonate Nr. 3 d-Moll op. 108 für Violine und Klavier | 00:24:06 |
Interpreten der Einspielung
- Miriam Contzen (Violine)
- Herbert Schuch (Klavier)