Felix Mendelssohn Bartholdy Sinfonien Vol. 2
hänssler CLASSIC 98.281
1 CD • 69min • 2007
29.01.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wie auch bei der ersten Folge der Mendelssohn-Sinfonien unter Thomas Fey (Hänssler Classics CD 98.275) hinterlassen bei mir die beiden Streichersinfonien einen besseren Eindruck als die Orchestersinfonie, und der Musizierstil erzeugt erneut gemischte Gefühle. Einmal mehr wundert man sich, daß ein Dirigent, der laut Booklet von Nikolaus Harnoncourt in Salzburg “intensiv in historischer Aufführungspraxis geschult” wurde, auf die antiphonale Aufstellung der Geigengruppen verzichtet, die im 19. Jahrhundert bei Konzertorchestern der Standard war. Es ist der vorzüglichen Aufnahmetechnik zu verdanken, daß zumindest in den Streichersinfonien alle Gruppen gleichberechtigt ausbalanciert wirken – auch wenn dabei wie immer die schönen Dialoge der Violinengruppen über beide Seiten des Podiums hinweg auf der Strecke bleiben. Thomas Fey pflegt insbesondere den Affekt rascher Sätze und eine äußerst differenzierte, fein ausgearbeitete Binnen-Strukturierung – das kühne Finale der siebten Sinfonia beispielsweise (Tr. 4) mit seinen vertrackten Rhythmen kommt in all seiner Bestürzung zum Ausdruck. Kaum zu glauben, daß dies die Komposition eines Zwölfjährigen ist! Ähnliches gilt für die Ecksätze der zwölften Sinfonia. Doch andererseits klingen die ruhigen Teile immer ausgesprochen trocken. Das Singen scheint nicht Feys Sache zu sein. Dies gilt leider auch für die Italienische, deren Kopfsatz herunterrattert wie bei einer Nähmaschine. Bei allem Vorandrängen fehlt dem Feuer die beseelte, innere Glut. Auch der langsame Satz klingt ausgesprochen direkt – die merkwürdig verhangene Atmosphäre des Satzes will sich nicht recht einstellen. Das mag auch daran liegen, daß das Andante con moto vielleicht gar zu wörtlich genommen wird. Dem Menuett fehlt durch das gebremste Tempo das Schwelgerische, das Finale wiederum (immerhin noch ein Presto und kein Prestissimo!) ist dermaßen überhetzt, daß die Details nicht mehr beim Hörer hängenbleiben, auch wenn das Orchester hier nachdrücklich zeigt, zu welch hoher Spielkultur es von Fey geführt wurde. Doch was nützen alle Beredtheit, sorgsame Phrasierung und Artikulation, das non-vibrato- und non-sostenuto-Spiel und neue Geschwindigkeitsrekorde (Saltarello), wenn andererseits Ruhe und Herzenswärme weitgehend auf der Strecke bleiben?
Dr. Benjamin G. Cohrs [29.01.2008]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Felix Mendelssohn Bartholdy | ||
1 | Streichersinfonie Nr. 7 d-Moll MWV N 7 (Minerva) | |
2 | Streichersinfonie Nr. 12 g-Moll MWV N 12 | |
3 | Sinfonie Nr. 4 A-Dur op. 90 (Italienische) |
Interpreten der Einspielung
- Heidelberger Sinfoniker (Orchester)
- Thomas Fey (Dirigent)