Leopold Godowsky
Piano Music Vol. 8
Marco Polo 8.225274
1 CD • 60min • 2005
11.09.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Konstantin Scherbakov lässt nicht locker! Die achte Folge seiner abenteuerlichen Godowsky-Unternehmung liegt vor. Und sie enthält neben der wein- und weibseligen Klaviergesangszene im Namen von Johann Strauss ein nicht ganz bequemes, originales Godowsky-Klavierpaket, nämlich jene vier Hefte (Teile) der Java-Erinnerungen, die dem Hörer von heute den Eindruck gleichsam unschuldiger Landschafts-, Orts- und Sittenbeschreibungen vermitteln – eben Exotik im seinerzeit handelsüblichen, im besten pianistischen Sinne handlichen Stil der Fernwehentfachung und -befriedigung. Die insgesamt zwölf Miniaturen sind im Gegensatz zu Godowskys sonstigen Arbeiten – vor allem im Kontrast zu seinen hyperkompliziert gesetzten Bearbeitungen – verhältnismäßig übersichtlich, für einen Techniker und Klangalchimisten wie Scherbakov recht leicht gesetzt. Dies bedeutet jedoch nicht, sie auf die leichte Schulter nehmen zu können. Es geht um Düfte, um unerhörte Ausblicke, landschaftliche Perspektiven, kleine Begebenheiten aus der Tier- und Menschenwelt einer Insel-Welt, die ja auch bei führenden Malern starke, zum Teil lebensbestimmende Eindrücke hinterlassen hat.
Durchgesetzt aus dieser Folge von Stimmungsbildern hat sich bis zum heutigen Virtuosen-Tag nur die Nummer zwei aus dem dritten Heft, Die Gärten von Buitenzorg – ein fast unauffällig, wonniglich vorübergleitendes Stück Südsee, dessen lauwarme Schönheit auch für Marc-André Hamelin im Rahmen des Husumer Raritäten-Festivals genügend Charme hatte, es auf das Programm zu setzen.
Konstantin Scherbakov bietet hier und im Verlauf der übrigen Kuriositäten zwischen Gamelan und Mondlicht, zwischen Affengeschnatter und Straßenmilieu im alten Batavia sorgfältiges, ja hingebungsvolles Klavierspiel ganz im Sinne einer bekennenden Godowsky-Verfügung, viel mehr also als nur eine pianistische Vertragserfüllung. Und unter diesen günstigen Vorzeichen erklingt auch der von Godowsky nicht eben fingerfreundlich, oft ein wenig sperrig, ätzend tönende Strauss-Walzer. Cherkassky hat ihn possierlicher ausgetüftelt, wie in mikroskopische Supereignisse aufgeteilt. Scherbakov verleiht dem irgendwie widersinnig schaumgebremst wirkenden Dreivierteltakt-Ganzen etwas mehr Atem, etwas mehr klaviersinfonische Gebundenheit.
Vergleichsaufnahmen: Java Suite: Budiardjo (ProPiano 224529); The Gardens of Buitenzorg aus „Java Suite“: Hamelin (Danacord 519); Wein, Weib und Gesang: Cherkassky (Philips 456 745-2)
Peter Cossé † [11.09.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Leopold Godowsky | ||
1 | Java Suite (Phonoramas - Tonal Journeys for the Pianoforte) | |
13 | Symphonic Metamorphoses on Themes of Johann Strauß II Wine, Women and Song | 00:11:54 |
Interpreten der Einspielung
- Konstantin Scherbakov (Klavier)