Classic Clips CLCL 101
1 CD • 67min • 2005
05.07.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Mauricio Kagels Akkordeonstück Episoden, Figuren aus dem Jahre 1993 ist in seiner Abenteuerlust, in seiner formalen Wirrnis und seiner immer neu flimmernden, flackernden oder fahlen Atmosphäre ein eindrucksvolles Beispiel einer modernen und auch wirklich spannenden Akkordeon-Komposition, die sich nicht durch materiale Enge oder spröde Enthaltsamkeit auszeichnet. Alexander Matrosov spielt diese virtuose, klangliche wie gestalterische Herausforderung mit einer in jeder Phrase stimmenden Souveränität, in einer großen Bandbreite der Sounds und der dynamischen Schattierungen und mit einem klaren Konzept, das die Architektur der Musik deutlich werden lässt, ohne auch nur für einen Moment an gestischer Intensität und Expressivität zu verlieren. Das wesentlich monotonere, in seiner bizarren Gebärdenhaftigkeit und sprechenden Musikalität aber anrührende Werk von Yuji Takahashi (Jg.1938) überzeugt vor allem durch unprätentiöse Klarheit und analytische Präzision, mit der Matrosov dem Hörer Zugang zu einer zwar fremden, aber doch stets menschlichen Musik gewinnt. Diffizile Melodien und eine niemals akademische, empfindliche und stets unberechenbare rhythmische Disposition geben dieser von einem Gedicht („Wie ein Wasserbüffel“) inspirierten Musik ein sehr eigenwilliges Profil, in dem sich zeichnerische Leichtigkeit und atmende Emotion die Waage halten. Spielerischer, aber auch eine Spur durchschaubarer ist die Partita des aus der Ukraine stammenden Bajanisten und Komponisten Vladimir Zubitsky (geb.1953). Die Nähe zum Jazz-Idiom und der gewiss auch etwas spielmusikantische Charakter der dreisätzigen Suite wird von Matrosov wirkungsvoll in Szene gesetzt. Zu fragen bleibt allerdings, ob es wirklich notwendig ist, barocke Tastenliteratur, also Bach und Scarlatti, hier miteinzuspielen. Natürlich hat es etwas von „Pflicht“ vor der „Kür“, aber es scheint sich im Bereich der zeitgenössischen Akkordeonaufnahmen einzubürgern. Keine Frage, dass Matrosov Bach und Scarlatti überzeugend und in einem originellen, niemals überspannten Timbre interpretiert, wobei allerdings die Bach-Sarabande etwas zu sehr buchstabiert wirkt. Aber etwas wirklich Neues oder Notwendiges wird über diese „Klassiker“ hier nicht gesagt.
Hans-Christian v. Dadelsen [05.07.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Domenico Scarlatti | ||
1 | Klaviersonate D-Dur K 145 L 369 | 00:03:19 |
2 | Klaviersonate E-Dur K 380 L 23 | 00:05:02 |
Johann Sebastian Bach | ||
3 | Englische Suite Nr. 5 e-Moll BWV 810 | 00:19:21 |
Mauricio Kagel | ||
9 | "Episoden, Figuren" für Akkordeon | 00:13:16 |
Yuji Takahashi | ||
10 | Like a water Buffalo | 00:09:08 |
Vladimir Zubitsky | ||
12 | Partita concertante Nr. 2 in modo di jazz improvisazione | 00:16:58 |
Interpreten der Einspielung
- Alexander Matrosov (Akkordeon)