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Besprechung CD

OehmsClassics OC 569

1 CD • 62min • 2004

01.06.2007

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

An Aufnahmen der Klavierwerke Wilhelm Friedemann Bachs herrscht Mangel! Über den Komponisten wird oft geredet – schwärmerisch ob seiner Eigenwilligkeit, bewundernd ob seiner Zukunft weisenden Ästhetik in „Widerspruch“ zum Wirken der Familienmitglieder –, aufgeführt indes werden seine Sonaten, Fantasien, Polonaisen und Fugen nur ausnahmsweise. Ein Thema – denke ich – für den russischen Pianisten Grigory Sokolov, dessen ausführliche Beschäftigung mit dem österreichischen Alternativgenie Froberger bei dieser Gelegenheit in den Sinn kommt (freilich wie so vieles aus den Händen Sokolovs nicht auf CD festgehalten!).

Umso mehr ist es dem in München lebenden, in Köln als Professor für Klavierkammermusik lehrenden Amerikaner Anthony Spiri zu danken, jeweils drei Nummern aus dem Sonaten-, Fugen- und Fantasien-Oeuvre des ältesten Bach-Sohnes im wahrsten Sinne des Wortes aufgegriffen zu haben. Spiri – ein geübter, eingeübter Hammerflügler – entschied sich zu diesem Zweck für den a-historischen Konzertflügel. Er argumentiert hier durchaus im Sinne der Modernität von Wilhelm Friedemanns Tastenprojekten, zudem könnte man anführen, dass zu Bachs Zeiten die Wahl des Instruments längst nicht jene Rolle spielte wie später.

Im bunten Wechsel der drei verschiedenen Werktypen ist es unter der Klang- und Bewegungsregie Spiris eine anschauliche, im pianistischen Zugriff eher dezente, nachdenkliche, insgesamt die passionierteren Passagen etwas mildernde Einspielung geworden. Des Bach-Sprosses viel beschworene künstlerische Aufsässigkeit wirkt gezähmt, wie unter dem schützenden Schirm philologischer Ehrsamkeit zwar angesprochen, aber nicht im Fieber nachgestaltender Erhitztheit gleichsam ins konzertante Schau- und Hörfenster gerückt. Spiri persönlich gibt im Begleitheft eine Fülle von werkbezogenen Hinweisen in Richtung ihrer Machart, ihrer Kunst- und ästhetischen Untergriffe im Kontext, aber auch in Opposition zu damaligen Moden und Techniken. Insofern scheint mir diese Edition vor allem im Zusammenspiel von Hörerlebnis und Lektüre von Belang zu sein.

Vergleichsaufnahmen:

Sonate D-Dur Falck 3: Döling (MDG G 1100); Fugen: Doeselaar (Etcetera 2003).

Peter Cossé † [01.06.2007]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Wilhelm Friedemann Bach
1Fantasia c-Moll 00:06:51
2Fuge c-Moll Falck 31/2 00:01:37
3Klaviersonate D-Dur Falck 3 00:19:45
6Fuge d-Moll Falck 31/4 00:01:35
7Fantasia e-Moll Falck 20 00:03:44
8Fuge e-Moll Falck 31/6 00:02:57
9Klaviersonate D-Dur 00:12:14
12Fantasia a-Moll Falck 23 00:03:16
13Klaviersonate G-Dur 00:09:35

Interpreten der Einspielung

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