Felix Draeseke Lieder
cpo 999 826-2
1 CD • 69min • 2001, 2002
30.04.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Felix Draeseke (1835-1913) ist lange Zeit nur in Zusammenhang mit berühmteren Kollegen, mit Liszt und Wagner beispielsweise, genannt worden. Erst seit einigen Jahren werden seine eigenen Kompositionen (Sinfonien, Klavierwerke und das Oratorium Christus) auch auf dem Schallplattenmarkt wahrgenommen, wobei cpo durchaus ein gewisses Pionierverdienst zukommt. Draesekes Liedschaffen umfasst ein halbes Jahrhundert, in dessen Verlauf sich der Komponist von einem eifrigen Parteigänger der musikalischen Moderne, wie er sie in Liszt und der neudeutschen Schule verkörpert fand, zu einem rigiden Konservativen entwickelte, der in Strauss' Salomé nur „sich Musik nennenden Kot aufquellen“ sah.
Insbesondere seine frühen Arbeiten zeigen ein großes, wenn auch nicht besonders originelles Talent. Seine Stärke lag wohl weniger im zwingenden melodischen Einfall, mehr in den harmonischen Wendungen und in der oft orchestral anmutenden Behandlung des Klavierparts. Die schon 1859 entstandene Ballade Helges Treue hat Liszt und Cosima gleichermaßen entzückt, letztere wollte sogar Parallelen zu des Meisters Walküre darin erkennen. Literarisch orientierte sich Draeseke vorwiegend an den bewährten Größen, an Rückert, Heine, Mörike und Uhland. Da ist, etwa in Heines dreiteiliger Ballade vom Ritter Olaf oder in den späten Mörike-Liedern die Musik durchaus der Poesie gehorsame Tochter.
Die Wiedergabe durch die beiden Sänger und den Pianisten ist kompetent, läßt aber nur fallweise auf ein tieferes Eindringen in Text und Musik schließen. Vieles klingt nach Prima-vista-Musizieren. Die als Altistin ausgewiesene Ingeborg Danz exekutiert ihren Liedanteil mit einem farbenarmen Sopran und artikuliert sprachlich eher vage. Wo sie piano-Intimität erzeugen will, gerät sie oft ins Säuseln. Der Bariton Roman Trekel verfügt da über eine weit reichere Palette, trumpft heldenbaritonal in den Balladen auf und hat für die Landschaftsbilder lyrische Wärme und Flexibilität.
Cord Garben begleitet gewohnt routiniert und locker. Vielleicht hätte man aber die Klangbalance noch mehr zugunsten der Sänger ausrichten sollen.
Ekkehard Pluta [30.04.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Felix Draeseke | ||
1 | Morgens send' ich dir die Veilchen | 00:01:05 |
2 | Das sterbende Kind | 00:01:47 |
3 | Helga's Treue op. 1 | 00:14:14 |
4 | Das verlassene Mägd'lein op. 2 | 00:02:46 |
5 | Abendreihn op. 17 | 00:01:36 |
6 | Ritter Olaf op. 19 | 00:07:07 |
9 | Das Schifflein op. 20 Nr. 1 | 00:02:58 |
10 | Deines Odems einen Hauch op. 20 Nr. 2 | 00:01:54 |
11 | Ich dachte nur an Leben op. 20 Nr. 3 | 00:01:08 |
12 | Trost der Nacht op. 20 Nr. 4 | 00:02:39 |
13 | Nacht in Rom op. 20 Nr. 5 | 00:02:26 |
14 | Venezia op. 20 Nr. 6 | 00:06:01 |
15 | Mitternacht op. 24 | 00:04:02 |
16 | Das Schloss am Meer op. 53 | 00:04:13 |
17 | Du bist der ungebrochene Sonnenstrahl op. 67 | 00:01:45 |
18 | Die traurige Krönung op. 80 | 00:05:11 |
19 | Die Schwester op. 81 Nr. 1 | 00:01:57 |
20 | Agnes op. 81 Nr. 2 | 00:01:36 |
21 | Ritterliche Werbung op. 81 Nr. 3 | 00:01:18 |
22 | Denk es, o Seele op. 81 Nr. 4 | 00:03:29 |
Interpreten der Einspielung
- Ingeborg Danz (Alt)
- Roman Trekel (Bariton)
- Cord Garben (Klavier)