cpo 777 017-2
3 CD • 3h 24min • 2003
24.01.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
In seinen verdienstvollen Bemühungen um das späte Opernschaffen Siegfried Wagners legt cpo nach op. 15 Die heilige Linde nun mit Rainulf und Adelasia op. 14 das 1922 vollendete unmittelbare Vorgängerwerk vor, auch dies eine Ersteinspielung. Was für das Libretto der Heiligen Linde gilt, trifft auch für Rainulf und Adelasia zu: eine vor Ungereimtheiten und Unwahrscheinlichkeiten überbordende, im 12. Jahrhundert spielende Handlung, so reich an Verwicklungen und unvorhergesehenen Wendungen, dass sie kaum nachzuerzählen oder zusammenzufassen ist. Als Hauptquelle Siegfried Wagners, der sein eigener Librettist war, diente Adolf Friedrich Graf von Schacks Buch „Die Geschichte der Normannen in Sizilien“. Diese Vorlage erweiterte Wagner durch etliche sagenhafte Elemente, erfand auch einiges vollkommen neu, steigerte die Unübersichtlichkeit des Ganzen zusätzlich durch zahlreiche Querverbindungen zu anderen eignen Opern, durch Namensspielereien und autobiographische Bezüge. Das Ungewöhnliche an der Handlung ist, dass die beiden Titelfiguren kein Paar, sondern Antagonisten sind und dass mit Rainulf kein positiver Held dominiert, sondern ein Bösewicht. Zwar gibt es auch einen „Guten“ mit Rainulfs Bruder Osmund, doch der verschwindet alsbald, totgeglaubt, von der Bildfläche und taucht erst am Schluss als „Deus ex machina“ wieder auf, um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Im Machtkampf der ungleichen Brüder steht Adelasia auf Seiten Osmunds, den sie liebt – er sie aber nicht -, zu dessen Gunsten sie Rainulfs unlautere Absichten, der wiederum sie liebt – sie aber ihn nicht – zu durchkreuzen versucht.
Dem chaotischen Textbuch ist Siegfried Wagners Musik weit überlegen, vor allem der Orchesterpart ist auch hier sehr anspruchsvoll, fein differenziert und farbig instrumentiert gehalten. Fast ein Werk in sich ist die über 16 Minuten dauernde Ouvertüre, die die Handlung sinfonisch vorzeichnet und als einziges Teilstück der Oper zu Lebzeiten des Komponisten aufgeführt wurde. Der Komponist dirigierte sie erstmals 1923 in Rostock und brachte sie dann wiederholt in Konzerten zur Aufführung. Einmal mehr erweist sich Werner Andreas Albert am Pult als kompetenter Sachwalter des Siegfried-Wagner-Oeuvres und führt die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz zu einer beeindruckenden Darbietung dieser komplexen Partitur. Hohe Anerkennung verdient die Leistung des Tenors Frank von Aken, der die Partie des Rainulf, die fast Tristan-Dimensionen besitzt, mit großem Engagement und aufopferungsvollem Stimmeinsatz bewältigt. Ebenfalls beeindruckend Elisabeth-Maria Wachutka als Adelasia mit einem gesanglich und darstellerisch intensiven Rollenporträt. Unter den übrigen Solisten ragen Roman Trekel als Osmund und Regina Klepper als Beata, Osmunds Geliebte, heraus.
Walter Fritz † [24.01.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Siegfried Wagner | ||
1 | Rainulf und Adelasia op. 14 |
Interpreten der Einspielung
- Hannah Esther Minutillo (Albriria, Gräfin von Alife - Mezzosopran)
- Roman Trekel (Osmund, Albririas Sohn - Bariton)
- Frank van Aken (Rainulf, Albririas Sohn - Tenor)
- Elisabeth Wachutka (Adelasia, aus normannischem Adelsgeschlecht - Sopran)
- Thomas W. Kuckler (Gilbert, Adelasias Bruder - Tenor)
- Franz Hawlata (Ein Priester - Bariton)
- Regina Klepper (Beata, Tochter eines Freigelassenen - Sopran)
- Jacek Janiszewski (Sebastian, ein alter Diener der Gräfin - Baß)
- Margarete Joswig (Sigilgaita, eine Seherin - Alt)
- Andrea Lang (Graziella, eine Tänzerin - Sopran)
- Florian Prey (Der Gesandte Kaiser Heinrichs VI. - Bariton)
- Stuttgarter Choristen (Chor)
- Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz (Orchester)
- Werner Andreas Albert (Dirigent)