
BIS 1567
1 CD • 62min • 2006
19.01.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Nicht nur Wolfgang Amadeus Mozart feierte im Jahr 2006 gehörige Konjunktur, auch sein Zeitgenosse und eifriger Bearbeiter Johann Nepomuk Hummel! Er hat sich liebend, uneigennützig um die Werke seines kompositorisch übermächtigen Kollegen gekümmert, den musikliebenden Dilettanten (im besten Sinn des Wortes) jene Materialien zur Verfügung gestellt, mit denen sie einen Eindruck erhalten konnten von den verführerischen Schönheiten jener Werke, die sie – mit wenigen Ausnahmen – nie im Original erleben konnten. Im Einzelfall dieser kammermusikalisch reduzierten Bearbeitungen mag man zuweilen die Frage stellen, ob die Besetzung mit einer Flöte der bläserischen Vielfalt gerecht wird. Zumal in einem Konzert wie jenem in B-Dur (KV 456), in dessen langsamem Satz gerade die Bläser eine Hauptrolle spielen – und am Ende des Satzes geradezu herzerweichend mit dem Klavier vom Schönen, Wahren und Guten schwärmen.
Wer die BIS-CD mit der Mozart-erfahrenen Fumiko Shiraga erwirbt, der sollte nicht irritiert sein, wenn er auf der Hüllenrückseite die KV-Nummer 537 erspäht. Es handelt sich um KV 456. Und diese Wiedergabe des „mittleren“, brillanten, gleichsam vielzüngigen Konzerts ist ordentlich gelungen. Es fehlt mir im Anschlag und auch in den Zuspielungen der drei Mitarbeiter ein wenig an Geschmeidigkeit, an Einfallsbegehren im Melodischen, an Wille, mehr als nur das Notwendigste zu investieren.
Von Interesse für Mozart-Spezialisten ist der Vergleich der hier vorliegenden Quartett-Version der g-Moll-Sinfonie mit Hummels Solo-Klavierbearbeitung, die Cyprien Katsaris für sein eigenes Label (Piano 21) eingespielt hat. Die Klaviervariante zeigt manche strukturelle Eigenheiten in schöner Nacktheit, aber es mangelt doch an Klang und Aura – und an schwingender Melancholie in den Phasen der Eröffnung. Hier nun, im Quartett, ist ein wenig mehr Sinfonie-Aura gewährleistet, aber ich habe doch den Eindruck, als ob sich die vier Interpreten einer Jubiläumsaufgabe entledigen – nicht mit letztem Einsatz, nicht mit selbstvergessener Hingabe. Sie sollten sich – beispielsweise – einmal die Decca-Aufnahme der g-Moll-Sinfonie mit der Camerata Salzburg unter der Leitung von Sándor Végh anhören, auch Leonard Bernsteins alte CBS-Einspielung wäre hilfreich, nicht nur thematische Normalität zu inszenieren, sondern ein wundersam schwingendes, aus dem Nichts kommendes, immerwährendes Weltbild zu entwerfen. Sicher ist das für ein Mozart/Hummel-Quartett zu viel verlangt, aber wenn es sich um diese g-Moll-Sinfonie handelt, dann darf man auch im Kleinformat das Äußerste erbitten.
Vergleichsaufnahmen: Mozart/Hummel: Sinfonie KV 550 (Katsaris / Piano 21 018)
Peter Cossé † [19.01.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Sinfonie No. 40 g minor KV 550 | |
2 | Klavierkonzert No. 18 KV 456 |
Interpreten der Einspielung
- Fumiko Shiraga (Klavier)
- Henrik Wiese (Flöte)
- Peter Clemente (Violine)
- Tibor Bényi (Violoncello)