Arnold Bax Complete Piano Sonatas
OehmsClassics OC 565
2 CD • 2h 00min • 2005
05.07.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Complete Piano Sonatas?! Fast. Neben den hier eingespielten fünf Sonaten – deren ursprüngliche dritte in Es-Dur Arnold Bax später als erste Sinfonie instrumentierte – gibt es noch das Scherzo einer geplanten Sonate in F vom Oktober 1913, eine interessante frühe Sonate aus dem Jahr 1898, vor allem jedoch eine herrliche Strauß-Parodie, die “Salzburg”-Sonate B-Dur (1936) – Werke, die zwar unveröffentlicht, aber als Manuskript erhalten und durchaus zu finden sind. Auf der mit 51 Minuten recht kurzen zweiten CD wären noch 25 Minuten Zeit gewesen.
Abgesehen davon ist die Produktion höchst verdienstvoll und phänomenal. Man kann den Pianisten Michael Endres nur bewundern für seinen Mut, in dem als Booklet-Text beigegebenen Interview kundzutun, für ihn sei nach seinen Aufnahmen der Werke Mozarts, Schuberts und Ravels “der nächste Schritt logischerweise Bax” war – zumal die meisten seiner Kollegen von dem fantasievollen “britischen Sibelius” kaum je gehört haben dürften. Das Ergebnis, das Endres nach hörbar akribischer Beschäftigung hier als Co-Produktion mit dem WDR Köln auf CD vorlegt, unterstreicht jedoch seine Ansicht mustergültig – komplexe, idiomatische und bedeutende Werke, die ebenso wie die Orchesterwerke von Bax verdienten, weitaus häufiger gespielt zu werden. Dabei gelingt Endres ein ähnliches Kunststück wie Vernon Handley jüngst bei den Sinfonien (Chandos 10122): Er präsentiert insbesondere die zahlreichen Tempo-Schattierungen der Partituren mit äußerster Diskretion und wahrt den organischen Fluß der Musik, meidet übertriebenes Rubato ebenso wie extrem schleppende oder andererseits extrem gehetzte Tempi – obwohl immerhin beispielsweise der langsame Satz der dritten Sonate mit 9’31 die breiteste Darstellung dieses Lento moderato darstellt. Die fünf Sonaten machen dadurch einen sehr geschlossenen, zugleich ungemein stringenten Eindruck. Die virtuosen Passagen kommen spielfreudig, ja mühelos leicht daher (z. B. Anfang der 3. Sonate, CD I, Tr. 3); die ruhigeren Teile werden ausgesungen, gehen aber zugleich stets etwas voran. Zum besonderen Erlebnis wird dadurch die Es-Dur-Sonate, die Bax 1922 unter Austauschen des hier eingespielten originalen Mittelsatzes zu seiner ersten Sinfonie umarbeitete. Gerade weil Endres der Versuchung widersteht, die Tempobezeichnung “feroce” als Freifahrtschein zu deuten, kann sich die Kraft dieses wilden Satzes geradezu niederschmetternd entfalten, der mir in der Klavierfassung fast besser als in der Orchestrierung gefällt. Auch der Klang der Produktion läßt nichts zu wünschen übrig.
Dr. Benjamin G. Cohrs [05.07.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Arnold Bax | ||
1 | Klaviersonate Nr. 1 fis-Moll (1910) | |
2 | Klaviersonate Nr. 2 (1920) | |
3 | Klaviersonate Nr. 3 gis-Moll (1926) | |
4 | Klaviersonate Nr. 4 G-Dur (1932) | |
5 | Klaviersonate Es-Dur (1. Sinfonie) |
Interpreten der Einspielung
- Michael Endres (Klavier)