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Besprechung CD

Profil PH04037

3 CD • 3h 12min • 2000, 2002

18.09.2006

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 7
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 6

Im gegenwärtigen Konzertbetrieb sind die oratorischen Werke des Schweizer Komponisten Frank Martin (1890–1974) noch erstaunlich präsent. In diesem dreiteiligen CD-Set präsentiert die Edition Günter Hänssler in Co-Produktion mit dem Bayerischen Rundfunk drei der bekanntesten Sakralwerke Martins: das 1944, kurz vor Kriegsende konzipierte In terra pax, das nur wenige Jahre später abgeschlossene große (und wohl auch am häufigsten gespielte) zweiteilige Oratorium Golgotha, sowie Pilate aus dem Jahr 1964. Es handelt sich um 2000 bzw. 2002 aufgenommene Live-Mitschnitte aus der verdienstvollen Münchner Konzertreihe „Paradisi Gloria“.

In terra pax schrieb Martin im Auftrag von Radio Genf. Es ist ein Oratorium ohne eigentlichen Handlungsstrang, doch von einer mitreißenden, ergreifenden Musiksprache, in der wuchtige, dramatische Episoden feierlichen Passagen von großer emotionaler Intensität gegenüberstehen.

Golgotha wurde von Rembrandts berühmter Radierung Die drei Kreuze inspiriert und zeichnet die Passionsgeschichte Christi nach. Den zum Schluss der Aufnahme kurz eingeblendeten, etwas müden Applaus hätte man sich gut und gerne sparen können.

Pilate, das letzte von Martins sechs Oratorien war ein Auftrag der Europäischen Rundfunk-Union. Die Tonsprache des Stückes ist merklich rauher und ernster, die Anlage deutlich dramatischer als in den Vorgängerwerken. Aufwühlende Turba-Chöre und großartige Steigerungen wechseln einander ab. Sowohl von der Komposition als auch von der Realisierung ist Pilate das für mich persönlich beeindruckendste Werk der Triade.

Der Chor des Bayerischen Rundfunks agiert wie gewohnt auf höchstem Niveau, ebenso das Münchner Rundfunkorchester unter Marcello Viotti und Ulf Schirmer. Auch die Schar der Solisten vermag (bis auf wenige Ausnahmen) zu überzeugen. Gerade auch die (hörbare) Spannung der Live-Aufnahme gereicht der Musik nur zum besten.

Es wäre dies eine wunderbare, höchst empfehlenswerte Produktion, gäbe es nicht ein großes Manko, das in letzter Zeit immer öfter um sich zu greifen scheint: Dieser an sich so verdienstvollen Einspielung liegen keine Texte bei! Das Booklet umfasst gerade einmal 6 Seiten Einführungsinformationen und die Biographien der beiden Dirigenten und des Komponisten (in deutsch und englisch). Das war’s.

Es handelt sich hier nicht um die Zauberflöte oder die Matthäus-Passion, deren Texte wir vielleicht annähernd auswendig kennen, sondern um französischsprachige Vorlagen eines zeitgenössischen Komponisten. Eine solche Editionspraxis ist schlichtweg nicht seriös, und von diesem Standpunkt aus betrachtet, möchte ich die Produktion guten Gewissens leider auch nicht empfehlen, so sehr es auch die Aufnahme an sich und die großartige Musik Frank Martins verdient hätten. Daher klarer Punktabzug für das Gesamtergebnis. Bleibt zu hoffen, dass sich das Label bei einer weiteren Auflage doch noch dazu entschließen kann, die Gesangstexte beizufügen.

Und noch etwas: Meiner Recherche nach sind die Partituren nicht – wie fälschlich angegeben – bei Schott, sondern in der Wiener Universal-Edition erschienen.

Heinz Braun † [18.09.2006]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Frank Martin
1In terra pax (1945)
2Pilate (1964)
3Golgotha (Oratorio/Oratorium, 1945/1948)

Interpreten der Einspielung

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