Friedrich Schorr
sings Richard Wagner
hänssler CLASSIC 94.512
1 CD • 72min • 1927-1929
30.03.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Auch wenn sie dem Sammler nichts Neues bringt, ist die Reihe „Living Voices” wegen der verantwortungsbewussten klanglichen Rekonstruktion und der liebevollen Präsentation eine Bereicherung auf dem ziemlich unübersichtlich gewordenen Markt historischer Gesangsaufnahmen.
Der in Ungarn geborene Bassbariton Friedrich Schorr (1888-1953), lange Jahre Mitglied der Berliner Staatsoper und regelmäßiger Gast bei den Bayreuther Festspielen, der Deutschland schon vor der Machtergreifung der Nazis verließ und bis 1943 an der Metropolitan Opera eine glanzvolle Karriere machte, wird von Kennern einstimmig als einer der bedeutendsten Sänger des vergangenen Jahrhunderts geschätzt.
Hänssler hat seine in den Jahren 1927-29 in Berlin und London von Electrola produzierten Wagner-Aufnahmen zu einem Recital kombiniert, das ihn auf der Höhe seiner stimmlichen und gestalterischen Möglichkeiten zeigt. Schorr verband die ausladende Kraft des echten Heldenbaritons mit dem warmen Legato des Belcanto-Sängers und der immer in den musikalischen Fluß eingebundenen präzisen Diktion eines Liedinterpreten. Dadurch erschließt er in Partien wie Hans Sachs, Holländer und Wotan Dimensionen, die keinem anderen Fachvertreter vor oder nach ihm zugänglich waren, auch wenn er zu seiner Zeit in Hans Hermann Nissen oder Rudolf Bockelmann durchaus ernsthafte Konkurrenten hatte.
Schorrs Sachs hat Wärme und Weisheit – die Poesie des Fliedermonologs, die Philosophie des Wahnmonologs, die verhaltene Erotik in der Szene mit Eva werden subtil und vokal farbenreich umgesetzt, die Schlussansprache transportiert Wagners Credo („was deutsch und echt”) ohne nationalistisches Pathos. Wotans Abschied wurde von keinem anderen Sänger so ergreifend und mit solcher Zärtlichkeit gesungen (schlechthin mirakulös der Abschnitt „Der Augen leuchtendes Paar”); dabei wird Schorr nie sentimental, setzt nie künstliche Ausdrucksgesten auf. Auch der Holländer-Monolog ist eine Gesangslektion (besonders „Dich frage ich, gepriesner Engel Gottes”), selbst wenn hier ein paar tiefe und ein paar hohe Töne (die später ein Problem des Sängers wurden) etwas matt geraten sind.
Ekkehard Pluta [30.03.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Richard Wagner | ||
1 | Was duftet doch der Flieder (2. Aufzug, Monolog des Hans Sachs - aus: Die Meistersinger von Nürnberg) | |
2 | Gut'n Abend, Meister (2. Aufzug: Eva, Hans Sachs, Magalene) | |
3 | Jerum! Jerum! (aus: Die Meistersinger von Nürnberg) | |
4 | Wahn, Wahn, überall Wahn (Monolog des Hans Sachs, 3. Akt - aus: Die Meistersinger von Nürnberg) | |
5 | Abendlich glühend in himmlischer Glut (aus: Die Meistersinger von Nürnberg) | |
6 | Aha! Da streicht die Lene schon um's Haus – Selig wie die Sonne (aus: Die Meistersinger von Nürnberg) | |
7 | Euch macht ihr's leicht (3. Aufzug, Hans Sachs - aus: Die Meistersinger von Nürnberg) | |
8 | Verachtet mir die Meister nicht (3. Aufzug, Hans Sachs, Volk - aus: Die Meistersinger von Nürnberg) | |
9 | Die Frist ist um (1. Aufzug, Monolog des Holländers - aus: Der fliegende Holländer) | |
10 | Wotans Abschied und Feuerzauber - 3. Akt (aus: Die Walküre) |
Interpreten der Einspielung
- Friedrich Schorr (Bass)
- London Symphony Orchestra (Orchester)
- Orchester der Berliner Staatsoper (Orchester)
- Albert Coates (Dirigent)
- Leo Blech (Dirigent)
- Robert Heger (Dirigent)