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Besprechung CD

ECM 476 3099

1 CD • 60min • 2005

24.03.2006

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Der Zyklus der großenteils extrem kurzen Kafka-Fragmente von György Kurtág (Jg. 1926), heute unbestritten die bedeutendste Figur der ungarischen zeitgenössischen Musik, ist jetzt etwa 20 Jahre alt – eines der wenigen Werke der jüngsten Vergangenheit, das bereits den Status des „Klassischen“ besitzt. Vielfache Aufführungen nicht nur bei den üblichen Festivals, sondern auch in ganz „normalen“ Konzerten in aller Welt belegen den Rang des Werkes ebenso wie die Tatsache, daß dies bereits die dritte Einspielung ist (nach Adrienne Csengery/András Keller und Anu Komsi/Sakari Oramo). Sicherlich profitierte Juliane Banse auch von dieser Aufführungstradition und daneben von der persönlichen Beratung durch den Komponisten. Entscheidend aber für diese höchst beeindruckende Wiedergabe ist ihre enorme Musikalität, die perfekte und kontrollierte Stimmführung, die eminente Treffsicherheit und die Variabilität ihrer Tongebung zwischen lyrischem Verhauchen und existentiellem Schrei. Das Werk wird bis ins kleinste Detail ausgeleuchtet, jede der vielen sehr differenzierten Partiturvorschriften wird beachtet, ohne daß der Fluß des Vortrags jemals ins buchstabierende Stocken käme. Auch besitzt Juliane Banse ein ausgezeichnetes Einfühlungsvermögen nicht nur für den Sprachstil Kafkas, sondern auch für den Vokalstil Kurtágs.

Daß András Keller, der seinerzeit auch bei der Uraufführung in Witten mitwirkte, mit diesem Werk vertraut ist wie kein zweiter, braucht eigentlich kaum erwähnt zu werden; dennoch vermittelt sein Spiel den Eindruck, hier seinen Part zum wiederholten Mal gründlich erarbeitet zu haben; keinesfalls verläßt er sich auf so etwas wie Routine. Wer die Partitur mitliest, hat noch größeren Gewinn von dieser subtilen Interpretation der beiden Künstler, er sollte lediglich beachten, daß die Reihenfolge von „Penetrant jüdisch“ und „Verstecke (Double)“ vertauscht wurde, vermutlich aufgrund eines „ad libitum“-Hinweises des Komponisten. Auch sollte man wegen des weiten dynamischen Ambitus den Wiedergabepegel recht laut einstellen. Insgesamt ist diese Produktion ein musikalisch-literarisches Ereignis von höchstem Rang!

Dr. Hartmut Lück † [24.03.2006]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
György Kurtág
1Kafka-Fragmente op. 24

Interpreten der Einspielung

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