DG 00289 477 5885
1 CD • 53min • 2005
31.03.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die Flut von Mozart-Aufnahmen, die uns das Gedenkjahr bringt, haben wir noch nicht überstanden; dennoch kann man mit einer gewissen Berechtigung die Prophezeiung wagen, daß diese Aufnahme der beiden Klavierquartette durch das Fauré Quartett zu den wertvollsten diskographischen Taten des Jahres gehören wird. Zunächst besticht die Sorgfalt, mit der die Werke einstudiert wurden: Die Streicher runden sich zu einem einzigen Ensemble, ohne daß der einzelne Musiker Abstriche an der Entfaltung seiner Individualität machen müßte; Dirk Mommertz kann entweder – etwa im Kopfsatz vom Quartett g-Moll KV 478 – sehr pianistisch auftreten, charismatisch wie der Solist eines Konzertes, oder aber diskret und dennoch persönlichkeitsstark begleiten. Die Balance ist also perfekt.
Das wirkliche Ereignis jedoch ist die artikulatorische Fantasie, die alle vier sowohl in ihre einzelnen Stimmen als auch die Gestaltung der Totale einbringen. Das wird besonders deutlich in den Ecksätzen von KV 478. Im Kopfsatz werden die verschiedenartigen Verarbeitungen des Hauptthemas behutsam, aber deutlich voneinander geschieden: Das Thema erscheint in aufgewühlter Fassung, in konzertant-prächtiger oder als leiser, doch bildmächtig-zackiger Marsch. Es scheint bei jeder dieser Differenzierungen nicht nur eine abstrakte Art der Phrasierung auf, sondern jedesmal eine tatsächliche Gestalt, nicht unähnlich der Figur eines Bühnengeschehens. Damit aber ist, ähnlich wie im köstlichen Seitenthema des Finales, das Wesen von Mozarts Musik, das eben zu einem Großteil in der Gestalthaftigkeit der einzelnen Bausteine liegt, so weit vollkommen verwirklicht, als das generell in einer einzigen Interpretation möglich ist.
Hinsichtlich der Sprachfähigkeit der Musik übertrifft das Fauré Quartett auch die für sich genommen schöne Einspielung des Mozart Piano Quartets (Arte Nova/BMG 74321 89166 2), was ein direkter Vergleich des Kopfsatzes des Quartettes Es-Dur KV 493 zeigt: Das Mozart Piano Quartet erzielt höhere klangliche Opulenz, aber die Spielart des Fauré Quartetts ist ungemein prägnanter; hier läuft ab der ersten Sekunde ein hochenergetisches Geschehen ab, das der Mozart eigenen Vielzahl der Perspektiven gerecht wird und auch in sensiblen und heimlich-leisen Passagen von einem feurigen Temperament durchdrungen ist. Zwei Interpretationen, die klug zwischen Sinnlichkeit und Intelligenz austarieren und als Referenzaufnahmen empfohlen werden können.
Prof. Michael B. Weiß [31.03.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Klavierquartett Nr. 1 g-Moll KV 478 | |
2 | Klavierquartett Nr. 2 Es-Dur KV 493 |
Interpreten der Einspielung
- Fauré Quartett (Ensemble)