OehmsClassics OC 573
1 CD • 76min • 2005
08.11.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Mit insgesamt sechs repräsentativ ausgewählten Kompositionen legt der aus Straubing in Niederbayern stammende Organist, Cembalist und Dirigent Franz Raml nach Aufnahmen von Händel, Krebs, Knecht und Scheidt nun sein erstes Bach-Recital vor. Mit der 1750 als letztes Werk von Gottfried Silbermann begonnenen und nach dessen Tod von Zacharias Hildebrandt fertiggestellten Orgel in der Hofkirche zu Dresden steht ihm dabei ein prachtvolles Instrument zur Verfügung, dessen umfangreiche Registrierungsmöglichkeiten Raml auch ausführlich präsentiert.
Den Beginn macht die um 1720 entstandene Fantasie und Fuge in g-Moll BWV 542. In voller Registrierung türmt sich im Hörraum ein mächtiges und plastisches Klangbild auf, das die Akustik des Kirchenraumes stimmig in sich integriert. Raml gestaltet die Fantasie wie eine wuchernde, sich selbst organisierende Struktur und verleiht der Musik damit ein sehr organisches und zugleich bedrohliches Gewebe. Die gleich Gewitterwolken aufgeladenen klanglichen Energien entladen sich in der flüssig gespielten, aber zugleich ruhig strömenden Fuge. Zwar geraten die Ansprechzeiten der Pedaltöne hier hörbar an ihre Grenzen, dies gibt der Fuge zugleich aber auch eine stark nach vorne hin orientierte kinetische Energie.
Die folgende erste der zu Beginn von Bachs Leipziger Zeit entstandenen Sechs Triosonaten in Es-Dur BWV 525 bildet danach ein wohltuendes Gegenstück. Der weiche Klang und das leichte, fast pianistische Spiel schaffen die Basis für eine ebenso luftige wie konzentriert klingende Interpretation.
In milden Klang getaucht und mit schreitendem Gestus erklingt das Thema der nun folgenden elf Variationen der Partita Sei gegrüßet, Jesu gütig. Raml präsentiert hier mit viel Phantasie und Stielgefühl die Klangmöglichkeiten seines Instruments, die von sehr individuellen Mischungen wie in den Variationen 3 und 5 bis hin zum Organo pleno in der letzen Variation reichen.
Einen besonderen Stellenwert bei dieser Aufnahme besitzt das in Bachs Weimarer Jahre fallende Concerto in C BWV 594 nach Vivaldis Violinkonzert in D-Dur. Kontrapunktische Raffinessen sind hier zu Gunsten eines spielerisch orientierten Geflechtes mit hellem, leuchtendem Klangbild aufgegeben. Nach der kurzen Choralbearbeitung Gelobt seist Du, Jesu Christ BWV 604, das in ruhigem, gleichmäßigem Tempo eine starke innere Ruhe ausstrahlt, folgt mit der Passacaglia BWV 582 wieder ein Werk, das die Mächtigkeit und Pracht der Silbermann-Orgel eindrucksvoll präsentiert. Bereits der Beginn schafft eine stark insistierende, dichte Atmosphäre des Schmerzes, aus der auch die folgende Fuge kaum ausbrechen kann. Dass es Raml dennoch gelingt, die komplexen polyphonen Strukturen transparent auszubreiten, gehört zu den bemerkenswertesten Aspekten dieser Aufnahme. Ein wahrlich gelungener Einstand.
Robert Spoula [08.11.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Fantasie und Fuge g-Moll BWV 542 | |
2 | Partite diverse sopra il Corale Sei gegrüßet, Jesus gütig BWV 768 | |
3 | Concerto C-Dur BWV 594 (nach dem Concerto D-Dur »Grosso Mogul« RV 208 von Antonio Vivaldi) | |
4 | Gelobet seist du, Jesu Christ BWV 604 (Choralvorspiel) | |
5 | Passacaglia und Fuge c-Moll BWV 582 |
Interpreten der Einspielung
- Franz Raml (Orgel)