Berühmte Märsche
Da Capo 277
1 CD • 70min • 2005
11.01.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
”Ich will jetzt meine Marschmusik!” Opa Hoppenstedt hätte an dieser CD seine Freude gehabt, wenn er sie bei Loriots Weihnachtsfeier unterm Christbaum gefunden hätte. Das Publikum war bei diesem Live-Mitschnitt aus dem Münchner Herkules-Saal (April 2005) hörbar aus dem Häuschen. Kein Wunder bei dem zünftigen Programm, könnte man beim Blick auf das Cover denken: Die berühmtesten Märsche einschließlich Alte Kameraden und dem Tannhäuser-Festmarsch lassen das Herz jedes Marsch-Fans höher schlagen. Erfreulicherweise sind auch wenig gespielte Preziosen wie Griegs herrlicher Huldigungsmarsch aus Sigurd Jorsalfar (Tr. 7) und Sousas vergleichsweise unbekannte Washington Post (Tr. 6) dabei. Ich hatte angesichts solcher durchaus immer wieder ideologisch mißbrauchter oder zumindest behafteter Stücke in so massiver Zurschaustellung zunächst Bedenken; Militärmusikkapellen auf Schützenfesten und Musikschauen der Nationen schossen mir durch den Kopf. Doch beim Hören dieses mitreißend musizierten Programms blieb davon wenig übrig. Ohnehin nötigt die Leistung des jungen Dirigenten Matthias Georg Kendlinger Bewunderung ab: 2002 gründete er praktisch aus dem Nichts die K&K Philharmoniker, die mit einiger Sponsorenunterstützung, vor allem jedoch wohl populären Programmen wie diesem sage und schreibe gut hundert Konzerte im Jahr spielen und inzwischen ein festes Orchester mit 70 permanent beschäftigten Musikern sind. Musiziert wird sauber und mit größtem Engagement. Einige der anspruchsvolleren Märsche vermitteln einen guten Eindruck von den seriösen Qualitäten des Orchesters, insbesondere Tschaikowskys Slawischer Marsch, Suppés Leichte Kavallerie und Grieg Huldigungsmarsch; dazu zählen charaktervolle Holzbläser und homogenes Gruppenspiel. Ich würde von diesem Ensemble gern einmal etwa eine Tschaikowsky- oder Rachmaninow-Sinfonie hören. Leider macht der verhallte, dynamisch mitunter an den Anschlag gehende Klang viel kaputt; Pauken, Trommeln und Bässe wummern und decken oft die Mittelstimmen zu, die ohnehin durch die gängige Orchesteraufstellung benachteiligt sind.
Dr. Benjamin G. Cohrs [11.01.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Strauß (Vater) | ||
1 | Radetzky-Marsch op. 228 | |
Richard Wagner | ||
2 | Festmarsch (aus: Tannhäuser) | |
Johann Schrammel | ||
3 | Wien bleibt Wien | |
Peter Tschaikowsky | ||
4 | Slawischer Marsch b-Moll op. 31 (1876) | |
Franz von Suppé | ||
5 | Leichte Kavallerie (Marsch) | |
John Philip Sousa | ||
6 | The Washington Post | |
Edvard Grieg | ||
7 | Huldigungsmarsch (aus: Sigurd Jorsalfar op. 22) | |
Johann Strauß (Sohn) | ||
8 | Egyptischer Marsch op. 335 | |
Julius Fucik | ||
9 | Florentiner Marsch op. 214 | |
Edward Elgar | ||
10 | Pomp and Circumstance Marsch Nr. 1 D-Dur op. 39 | |
Giuseppe Verdi | ||
11 | Triumphmarsch (aus: Aida) | |
Carl Teike | ||
12 | Alte Kameraden (Marsch) | |
Paul Lincke | ||
13 | Berliner Luft (Marsch) |
Interpreten der Einspielung
- K&K Philharmoniker (Orchester)
- Matthias Georg Kendlinger (Dirigent)