Hungaroton HCD 32331
1 CD • 76min • 2004
16.12.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Aufnahme entstand im August 2004. Aber so ganz ist das Label seinen alten und altbekannten „Hungaro-Ton” doch noch nicht losgeworden. Das äußert sich proportional zur Besetzungsgröße der Werke: Während die zweite Cellosonate von Emanuel Moór (1863-1931) das Panorama recht gut und differenziert ausnutzt, tendieren die beiden Werke von Hans Kößler (1853-1926) zu einer gewissen räumlichen Klümpchenbildung, was desto bedauerlicher ist, als sich die Musik durch eine fein gearbeitete Linienführung auszeichnet, die zweifelsfrei beim Lehrer Joseph Rheinberger gedrillt und durch das Vorbild Johannes Brahms inspiriert wurde.
Immerhin bekommt man eine erste Idee von der Musik des Mannes aus dem Fichtelgebirge, der es in Ungarn sowohl kompositorisch wie auch vor allem pädagogisch zu hohem Ansehen brachte. Mehr kann man von den zwei hier eingespielten Stücken kaum erwarten (außer vielleicht einer auch interpretatorisch subtileren Vorgehensweise): Das zyklisch gemeinte Klavierquintett atmet über weite Strecken die Pörtschacher Sommerluft, indessen die 1922 (!) entstandene, kostbar witzige Suite für Geige, Bratsche und Klavier jedem besseren Caféhaus zur Ehre gereichte. Da man bisher von Kößler gar nichts im Katalog findet, muß man für das wenige ebenso dankbar sein wie für den ersten Eintrag des Namens Emanuel Moór, dessen Cellosonate aus dem Jahre 1900 nun wirklich neugierig macht und – siehe oben – den Vorteil eines einigermaßen annehmbaren Klangs auf ihrer Seite hat. Es ist ein weitgehend ernstes Werk, dem zum einen zwar auch der dreißig Jahre ältere Kollege aus Wien über die Schulter schaut, das sich aber in seiner eindringlich-expressiven Diktion und mitunter archaisch-quintigen Harmonik erfolgreich um eine persönliche Distanz bemüht. Acht Sinfonien, eine erhebliche Reihe an Konzerten, Kammermusik, Klavierstücke (unter anderem für das zweimanualige Moór-Klavier) und anderes harren der Entdeckung. Sollte sich darunter auch nur einiges vom Kaliber der hier eingespielten Sonate finden, wäre tatsächlich eine neue Nische aufgetan – und die vorliegende CD hätte in Sachen Kößler und Moór ihre Schuldigkeit getan.
Rasmus van Rijn [16.12.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Hans Koessler | ||
1 | Trio-Suite für Violine, Viola und Klavier (1922) | |
Emanuel Moór | ||
2 | Sonate Nr. 2 op. 55 für Violoncello und Klavier | |
Hans Koessler | ||
3 | Klavierquintett F-Dur (1913) |
Interpreten der Einspielung
- David Frühwirth (Violine)
- Christoph Ehrenfellner (Violine)
- Geneviève Strosser (Viola)
- Peter Szabó (Violoncello)
- Zsuzsa Kollár (Klavier)