W.A. Mozart Sonaten und Fantasien
gutingi 235
1 CD • 75min • 2005
06.10.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
In einem Interview der Süddeutschen Zeitung vom 14. September dieses Jahres bricht Gerrit Zitterbart kenntnisreich und enthusiastisch eine Lanze für den „perfekten Hammerflügel“. Er geht so weit, daß selbst das historisch korrekte Saitenmaterial, das erst heute wieder zu reproduzieren sei, eine wichtige Rolle für einen authentischen Klang spiele. Der Kollege Andreas Staier, ausgewiesener Fortepiano-Spezialist von Haydn bis Schubert, verabscheut es, auf solche technischen Details angesprochen zu werden: Wer es nicht hört, dem helfen auch keine Erklärungen über instrumentale Details, ist sein Argument, und man möchte ihm zugestehen, daß er sich wie ein Sterne-Koch gegen Topfgucker wehrt. Der Vergleich der vorliegenden Einspielung mit den beiden Mozart-CDs, die Staier bei harmonia mundi vorgelegt hat (HMC 901856, SACD HMC 801815), läßt Staiers Einwände gegen das Primat einer geschmäcklerischen Abwägung der Instrumentaltimbres vor einer Würdigung der musikalischen Gestaltung durch den Interpreten auf einem Instrument, das ihm Möglichkeiten an die Hand gibt, die er auf einem modernen Flügel nicht hätte, gerechtfertigt erscheinen.
Sowohl Staier als auch Zitterbart verwenden Kopien eines Fortepianos, das der Wiener Klavierbauer Anton Walter 1785 in Wien baute. Mozart selbst besaß einen Walter-Flügel, und diese Informationen mögen als Authentizitäts-Nachweis für beide Einspielungen genügen. Beide Künstler nutzen das Instrument unter ihren Fingern als Medium persönlicher musikalischer Gestaltung. Es ist eigentlich ein Schande, daß man so etwas überhaupt erwähnen muß, zeigt es doch das Ausmaß der Scharlatanerie an, mit dem minderwertige Musiker ihre technische Fixigkeit jahrelang durch Weihrauchschwaden vor originalen Instrumenten inszenierten, ohne auf diesen Wunderwerken je Musik zu machen.
Zitterbart und Staier sind beide genuine Musiker und zeigen sich, jeder für sich, als souveräne Gestalter auf vergleichbarem instrumentalem Terrain. Als besonders interessant erweist sich hier ihre Interpretation der Fantasie c-Moll KV 457: Zitterbart vorwärtsdrängend, auf Beethoven hinweisend, Staier nicht minder dramatisch, doch mehr in historischem Kontext stehend, da er das Stück (mit guten musikwissenschaftlichen Argumenten auf seiner Seite) als Präludium zur c-Moll-Sonate KV 457 auffaßt.
Die direkte Aufnahmetechnik bei Zitterbart mag den Eindruck eines unmittelbaren Angangs verstärken, Staiers Fortepiano ist von harmonia mundi meisterlich eingefangen, die spröde Lieblichkeit des Instruments kommt wunderbar mit allen Facetten zur Geltung! Vom künstlerischen Standpunkt ist jedenfalls zu begrüßen, daß mit Staier und Zitterbart (und dem nicht zu vernachlässigenden niederländischen Solisten Ronald Brautigam!) drei exquisite Musiker CD-Einspielungen klassischer Klavierliteratur vorliegen, die auch auf historischen Klavieren den gestaltenden Interpreten wieder in den Vordergrund des musikalischen Erlebens rücken. Es kann kein besseres Zeichen für die Emanzipation des Fortepianos geben; wer was lieber mag, möge nun jeder Musikfreund wieder für sich selbst entscheiden!
Detmar Huchting [06.10.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Fantasie Nr. 2 d-Moll KV 397 KV 385g | |
2 | Klaviersonate Nr. 10 C-Dur KV 330 KV 300h | |
3 | Klaviersonate Nr. 8 a-Moll KV 310 KV 300d | |
4 | Fantasie c-Moll KV 475 für Klavier | |
5 | Klaviersonate Nr. 13 B-Dur KV 333 KV 315c |
Interpreten der Einspielung
- Gerrit Zitterbart (Hammerflügel)