Franz Schubert Schiller-Lieder, Vols. 3 and 4
Naxos 8.557369-70
2 CD • 1h 39min • 2004, 2003
15.07.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das Faszinierende an dieser dritten und vierten Schiller-Anthologie sind nicht nur die Lieder selbst, sondern auch der Blick in die Kompositionswerkstatt Schuberts, den sie gestatten. Dies wird dadurch möglich, dass Schubert im Gegensatz etwa zu seinen Vertonungen der Gedichte seines Freundes Mayrhofer, die stets auf Anhieb „saßen“ und keinerlei Neubearbeitung erfuhren, im Fall seiner Schiller-Lieder häufig zwei, ja drei Versionen benötigte, um zur definitiven Fassung zu gelangen. Hierbei beschritt der Komponist keineswegs, wie vielleicht zu erwarten gewesen wäre, den Weg vom Einfachen zum Komplexen, von der klaren, konzisen Struktur zur kompliziert-eigenwilligen, sondern schlug genau die umgekehrte Richtung ein, von der durchkomponierten Form zur einfach gebauten strophischen Gliederung. Fast scheint es, als hätte er in seiner Auseinandersetzung mit Schiller zu einer erst allmählich entdeckten Ökonomie der musikalischen Mittel gefunden.
Keine Frage, dass solche divergierenden musikalischen Zugriffe auch an den Interpreten bedeutende Anforderungen stellen, an dessen darstellerische Wandlungsfähigkeit, sängerische Eloquenz und stimmliche Erzählkunst. Leider wird die Schweizer Sopranistin Maya Boog dieser Herausforderung hier genauso wenig gerecht wie bereits auf Vol. 14 dieser Schubert-Edition. Ihre Gestaltungsphantasie reicht bei weitem nicht aus, um die Präsentation dieser Lieder zum Hörerlebnis zu machen. Vieles wirkt wie vom Blatt gesungen, lässt den Hörer unberührt und löst letztlich das Schlimmste aus, was ein Vortragskünstler verursachen kann: Langeweile. Wesentlich besser bestellt ist es mit Lothar Odinius’ Anteil an dieser Anthologie. Vor allem im genialischen Jugendwerk Schuberts, dem Liedmonstrum Leichenfantasie von fast zwanzig Minuten Länge, gewinnt er seinem schlanken, biegsamen lyrischen Tenor immer neue Klangfarben ab, findet zu immer wieder anderen dynamischen Varianten und artikulatorischen Akzenten. Souverän und engagiert begleitet der Spiritus rector der gesamten Edition, Ulrich Eisenlohr.
Kurt Malisch † [15.07.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Schubert | ||
1 | Der Jüngling am Bache D 30 | |
2 | Das Geheimnis D 250 | |
3 | Eine Leichenfantasie D 7 | |
4 | Der Graf von Habsburg D 990 | |
5 | Der Jüngling am Bache D 192 (1815) | |
6 | Die Erwartung D 159 (1816) | |
7 | Das Geheimnis D 793 | |
8 | Der Jüngling am Bache D 638 (1819) | |
9 | An den Frühling D 283 (1815) | |
10 | Die Götter Griechenlands D 677 | |
11 | Des Mädchens Klage D 6 | |
12 | Des Mädchens Klage D 191 | |
13 | Des Mädchens Klage D 389 | |
14 | Klage der Ceres D 323 | |
15 | Thekla (eine Geisterstimme) D 595 | |
16 | An den Frühling D 587 (1817) |
Interpreten der Einspielung
- Maya Boog (Sopran)
- Lothar Odinius (Tenor)
- Ulrich Eisenlohr (Klavier)