Hungaroton HCD 31757
1 CD • 73min • 1983, 1997
08.06.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Diese CD vereinigt zwei ungarische Komponisten, die bis heute etwas im Schatten von Béla Bartók und Zoltan Kodaly stehen, obwohl sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den bekanntesten Komponisten Ungarns zählten und für den Aufbau des Musiklebens in ihrem Land von unschätzbarer Bedeutung waren. Ernö von Dohnányi, der Weltbürger, wirkte bis zu seiner Emigration als Leiter der Hochschule, des Rundfunks und der Philharmonischen Gesellschaft; Leo Weiner, der Bodenständige, bildete als international berühmter Kammermusik-Lehrer Generationen von jungen Musikern aus und gründete ein hervorragendes dirigentenloses Kammerorchester. Dass das kompositorische Oeuvre beider nicht gerade umfangreich ist, erstaunt angesichts so vielfältiger Aktivitäten kaum, doch die hinterlassenen Werke sind von durchgehend hohem Niveau .
Dohnányis frühe Serenade für Streichtrio ist, geadelt durch illustre Interpreten wie das Trio Heifetz-Primrose-Feuermann, ist zum bekanntesten Werk des Komponisten geworden. Spezifisch Ungarisches findet sich allenfalls versteckt in einer Vorliebe für synkopierte Rhythmen und unregelmäßige Periodik. Es handelt sich um ein geistvolles Stück „Musik über Musik“, das in fünf knappen Sätzen meisterhaft mit alten Formen und Ausdrucksweisen spielt. Obwohl von Haus aus Pianist, gelang es Dohnányi, die Möglichkeiten der drei Streichinstrumente voll auszuschöpfen, Einfallsreichtum und handwerklicher Schliff machen das Werk zu einem echten Solitär. Noch drei Jahre früher, also im Alter von 22 Jahren, schrieb Dohnányi seine Cello-Sonate in b-Moll. Das an Brahms gemahnende, von dramatischen Gegensätzen geprägte Werk verrät Dohnányis enge Vertrautheit mit dem Instrument seines Vaters, der ein hervorragender Cellist war.
Auch in Leo Weiners Streichtrio hat der Einfluss von Brahms Spuren hinterlassen. Klarer Aufbau, einprägsame Themen und kunstvolle Verarbeitung lassen in jedem Takt den versierten, feinsinnigen Kammermusiker erkennen. Im lebhaften Scherzo-Vivace kommt auch ein ungarisch-folkloristisches Elemente zum Zug.
Die ungarischen Musiker legen sich temperamentvoll und kräftig zupackend ins Zeug – im Falle Dohnányis fast so, als wollten sie den in seiner Heimat bis 1970 verfehmten Komponisten nach Ungarn heimholen. Dass sein Werk auch subtilere Facetten besitzt, kommt in anderen Aufnahmen (vornehmlich jüngeren Datums) besser zur Geltung.
Sixtus König † † [08.06.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Ernst von Dohnányi | ||
1 | Serenade C-Dur op. 10 für Streichtrio | |
2 | Sonate B-Dur op. 8 für Violoncello und Klavier | |
Leó Weiner | ||
3 | Streichtrio g-Moll op. 6 Nr. 1 |
Interpreten der Einspielung
- Dénes Kovács (Violine)
- András Kiss (Violine)
- László Bársony (Viola)
- Károly Botvay (Violoncello)
- Jenö Jandó (Klavier)