Leila Josefowicz
Beethoven • Ravel • Salonen • Grey • Brahms
Warner Classics 2564 61948-2
2 CD • 1h 26min • 2005
20.05.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Diese Doppel-CD bietet ein komplettes Konzertprogramm, wie es Leila Josefowicz und John Novacek auf Tournee spielen – als klingendes Souvenir für Konzertgänger und als tönende Visitenkarte für alle, die noch nicht die Bekanntschaft dieses experimentierfreudigen Duos machen konnten. In der Absicht zusammengestellt, die Fähigkeiten der Ausführenden möglichst umfassend zur Geltung zu bringen, bietet das auf den ersten Blick unzusammenhängende Programm doch auch inhaltliche Querverbindungen, die sich beim wiederholten Hören erschließen.
Im Zentrum stehen zwei für Leila Josefowicz geschriebene und von ihr makellos und mit spürbarem Engagement vorgetragene Werke für Violine allein: die auf der Gitarre komponierte dreisätzige San Andreas Suite des 1967 geborenen Kaliforniers Mark Grey, in der der phantasiebegabte Hörer asiatische Anklänge und Einflüsse der Rockmusik entdecken mag, und das in der Tradition der romantischen Virtuosenmusik stehende einsätzige Stück des 1958 geborenen Dirigenten-Komponisten Esa-Pekka Salonen, dessen Titel Lachen verlernt auf Schoenbergs Pierrot lunaire anspielt.
Doch zum Ereignis wird das Recital durch die Duo-Aufnahmen mit dem Pianisten John Novacek. Schon der Einstieg mit Thème et Variations des jungen Olivier Messiaen zwingt zum Hinhören: Die Darstellung ist bis ins kleinste Detail durchdacht, das Zusammenspiel perfekt austariert. In Ravels Sonate scheint es geradezu, als wollten die Künstler die Ansicht des Komponisten widerlegen, der die Instrumente Violine und Klavier für dem Wesen nach unvereinbar hielt. Die Wiedergabe ist feinsinnig und elegant, auch der Blues wirkt (Ravels Absicht entsprechend) stilisiert und eher französisch. Selten findet man heute Künstler, die so konsequent allen Versuchungen des Auftrumpfens, der Kraftmeierei und der Effekthascherei widerstehen wie dieses Duo.
Bezeichnenderweise steht Beethovens letzte Violinsonate im Programm, die die Abkehr von der heroischen Phase markiert und den abgeklärteren Spätstil ankündigt. Josefowicz und Novacek realisieren das besinnliche, idyllische Stück mit beglückender Sensibilität, reich an feinsten Schattierungen und Nuancen. In der Zugabe, dem Scherzo aus der FAE-Sonate von Brahms, führen die beiden noch einmal vor Ohren, wie man mit ausgefeilter Artikulation und rhythmischem Biss überzeugend musizieren kann, auch ohne klanglich an die Grenzen des Instruments zu gehen.
Sixtus König † † [20.05.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Olivier Messiaen | ||
1 | Thème et Variations für Violine und Klavier (1932) | |
Maurice Ravel | ||
2 | Sonate G-Dur op. 7 für Violine und Klavier | |
Mark Grey | ||
3 | San Andreas Suite | |
Esa-Pekka Salonen | ||
4 | Lachen verlernt für Violine solo | |
Ludwig van Beethoven | ||
5 | Sonate Nr. 10 G-Dur op. 96 für Violine und Klavier | |
Johannes Brahms | ||
6 | Scherzo c-Moll WoO 2 für Violine und Klavier (3. Satz aus der Violinsonate FAE "Frei, aber einsam") |
Interpreten der Einspielung
- Leila Josefowicz (Violine)
- John Novacek (Klavier)