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Besprechung CD

Virgin 5 45711 2

3 CD • 2h 45min • 2003

22.11.2004

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 7
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Händels Serse (Xerxes) ist im CD-Katalog nicht schlecht vertreten; zuletzt erschienen der Mitschnitt aus der Bayerischen Staatoper unter Ivor Bolton (auf modernen Instrumenten, Farao B 108 010) und die Produktion der Göttinger Händel-Festpiele unter Nicholas McGegan (auf historischen Instrumenten, Conifer/BMG 75605 51312 2). Nun also William Christie, ebenfalls in Verbindung mit einer Inszenierung (Théâtre des Champs Élysées). Hat er Neues zu bieten?

Zunächst fällt auf, daß alle Dirigenten die Titelpartie, geschrieben für den Kastraten Cafarelli, mit einer Frau und die Partie von Xerxes’ Bruder Arsamene, geschrieben für die auf Hosenrollen spezialisierte Altistin Maria Antonia Marchesini, mit einem Kontratenor besetzen. Die erste Entscheidung ist grundsätzlich zu begrüßen, da Kastratenpartien eine hohe Beweglichkeit und einen stimmlichen Kern erfordern, den die meisten Kontratenöre heute nicht bieten können; Händel selbst hat übrigens nie Kontratenöre als Kastratenersatz gewählt. Die zweite Entscheidung ist von Fall zu Fall zu beurteilen. Regisseure bevorzugen aus optischen bzw. aus dramaturgischen Gründen verständlicherweise einen Mann in Männerrollen, doch musikalisch ist das nicht immer die beste Lösung. Lawrence Zazzo macht unter Christie seine Sache recht ordentlich, deutlich besser als Christopher Robson unter Bolton, aber längst nicht so bravourös wie Brian Asawa, dem seinerzeit unter McGegan seine mit Abstand beste CD-Aufnahme gelang. Auch Anne Sofie von Otter kann in der Neueinspielung dem Vergleich mit Judith Malafronte (bei McGegan) nicht standhalten; ihr Vibrato wirkt leicht angestrengt, ihrer Gestaltung fehlt jene noble Souveränität, durch die sie sich früher höchstes Lob ersungen hat (etwa in Trevor Pinnocks Aufnahme von Händels Messiah). Beide, von Otter und Malafronte, stehen aber im Schatten von Carolyn Watkinson, welche die in aufführungspraktischer Hinsicht ansonsten überholte Aufnahme von Jean-Claude Malgoire (Sony 36941) immer noch hörenswert macht. Bei der Partie von Romilda sind die Vorzeichen umgekehrt, das Ergebnis aber gleich: Elizabeth Norberg-Schulz (bei Christie) singt besser als Jennifer Smith (bei McGegan), beide können Barbara Hendricks (bei Malgoire) nicht das Wasser reichen.

Was das musikalische Gesamtkonzept betrifft, ist bemerkenswert, daß Christie nicht nur ein deutlich größeres Orchester einsetzt als seine Kollegen (was historisch gerechtfertigt ist), sondern auch mehr in die Fläche und Tiefe geht. Der Klang wird dadurch intensiver und sinnlicher, nimmt aber gerade den Auftakten viel von ihrer gliedernden Funktion. Zweifellos hatte Malgoire 1979 mit seinem streng analytischen, bisweilen sogar skelettierenden Ansatz etwas übertrieben, was aus heutiger Sicht als Gegenreaktion zum konventionellen Einheitsbrei verstanden werden muß. McGegan ging 1997 entspannter und natürlicher ans Werk, wobei nur die eine oder andere dahingetupfte Note etwas lieblos wirkte. Christie nimmt nun jede Note wieder sehr ernst, was einerseits zu einer differenzierteren Interpretation führt, andererseits aber auch wieder recht massiv wirkt. Eine Synthese aus McGegans und Christies Ansatz wäre optimal.

Was bei aller künstlerischen Qualität letztlich gegen die vorliegenden Neuproduktion spricht, sind die im Vergleich zum Klangbild der McGegan-Aufnahme sehr dumpfe Aufnahmetechnik und die skandalöse Tatsache, daß im berühmten „Ombra mai fù“ die erste Zählzeit von Takt 19 fehlt (CD 1, Tr. 3 bei 1'03").

Dr. Matthias Hengelbrock [22.11.2004]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Georg Friedrich Händel
1Serse HWV 40 (Oper in 3 Akten)

Interpreten der Einspielung

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