Werke für Klarinette
hänssler CLASSIC 98.446
1 CD • 75min • 1999, 2003
18.04.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Obgleich der Franzose Charles Koechlin zu den großen „Polystilisten“ der Musikgeschichte gerechnet wird, ein Komponist im Dialog mit den Ahnen, Lehrmeistern und Weggefährten, prägte er in seinem Werk doch einen durchaus eigenen, unverwechselbaren Ton aus. Und der vermag mit der Zeit die Wirkung einer Droge zu entfalten, bekennt der Klarinettist Dirk Altmann. Die Hörer seiner jüngsten CD werden ihm zweifellos beipflichten, denn diese Sammlung ebenso kurzer wie kostbarer Sätze, Stücke und Miniaturen reiht musikalische Glücksmomente aneinander, Augenblicke, denen man unentwegt zurufen möchte: „Verweile doch! Du bist so schön!“ Dirk Altmann, Solo-Klarinettist des RSO Stuttgart, durchschreitet Leben und Werk Koechlins nach der Chronologie, angefangen mit den beiden Sonaten für Klarinette und Klaver von 1923, die er wunderbar entrückt, beinahe traumwandlerisch zu musizieren weiß, um gleichwohl zum reizvollen Kontrast auch die nötige Zwanziger-Jahre-Wildheit freizusetzen. In der paradoxen Mischung aus „clarté“ und geheimnis trifft sich seine unsentimentale Ausdruckskunst mit dem unerhört präzisen, fein und klug abgestuften Vortrag des Pianisten Florian Henschel.
Die Confidences d’un joueur de clarinette op. 141 laden zu einem Ausflug auf das Terrain der zeitgenössischen Gebrauchsmusik: Koechlin schrieb diese moritatenhafte, kantig musikantisch Komposition für einen – freilich nie gedrehten – Film. Mit Herz und Humor gestaltet Dirk Altmann die Titelrolle; die exzellente Hornistin Sibylle Mahni Haas, der Bratschist Gunter Teuffel und die Cellistin Johanna Busch meistern ihre großen und kleinen Auftritte in dieser instrumentalen Typenkomödie mit Witz und delikatem Klanggespür. Geradezu genussvoll zelebrieren Dirk Altmann und Rudolf König danach die hinreißend naive Idylle für zwei Klarinetten von 1936. Die Quatorze Pièces op. 178, wiederum für Klarinette und Klavier, eine Folge selbstvergessener Tonspiele in endlosen melodischen Verschlingungen, erweisen sich fürwahr als eine unwiderstehliche musikalische „Droge“. Die späten Monodies schließlich (aus op. 216) spielt Altmann ganz allein. Er vergleicht die enorme interpretatorische Herausforderung dieser Sätze mit dem Anspruch der Bachschen Sonaten und Partiten für Violine solo. Altmann sucht und ergründet das Ursprüngliche, das Elementare der um Naturlaut und Mythologie kreisenden Monodies: Musik, die im Augenblick entsteht, vergeht, verklingt und doch im Innersten fortwirkt.
Wolfgang Stähr [18.04.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Charles Koechlin | ||
1 | Sonate Nr. 1 op. 85 für Klarinette und Klavier | |
2 | Les Confidences d'un joueur de Clarinette op. 141 | |
3 | Sonate op. 86 für Klarinette und Klavier | |
4 | Idylle op. 155bis für 2 Klarinetten | |
5 | 14 Pièces op. 178 für Klarinette und Klavier | |
6 | 11 Monodies op. 216 für Klarinette solo |
Interpreten der Einspielung
- Dirk Altmann (Klarinette)
- Florian Henschel (Klavier)
- Sibylle Mahni-Haas (Horn)
- Gunter Teuffel (Viola)
- Johanna Busch (Violoncello)
- Rudolf König (Klarinette)